Günter Pedrotti: DER HIMMEL AUF ERDEN, 2009 - Made for Admont

Foto: Michael Braunsteiner

Christoph Lingg: Baku, Aserbaidschan , stillgelegtes Ölfeld, 2005

Foto: Lingg Baku, Aserbaidschan

Admont - Die Kultur als Summe dessen, was der Mensch selbst gestaltend hervorbringt, hat die Natur als Quelle künstlerischer Bildwerke schon lange abgelöst. Nicht die Beobachtung der Natur, sondern eine Flut kulturell übersetzter und obendrein medial beschleunigter Bilder formen oft die Grundlage kreativen Schaffens: Ein Bild gebiert bereits das nächste.

Und doch lässt sich ein Ausbrechen aus diesen Bildprägungen feststellen: neue Blicke zurück auf die Natur. Das mag sowohl eine entschleunigende Gegenreaktion sein als auch eine Antwort auf Fragen, die sich angesichts des fortwährenden Raubbaus an der Natur, des Klimawandels und ständig neuer Ökokatastrophen stellen.

Vor diesem Hintergrund präsentiert sich im Museum des steirischen Stifts Admont die Ausstellung "Natur - Die Schöpfung ist nicht vollendet". Angeknüpft sind Fragen nach dem Umgang mit einer Natur, die keine Selbstverständlichkeit mehr ist. Oder, wie Kurator Michael Braunsteiner ergänzt: "Welche Rolle wird Natur in Zukunft für uns spielen - und welche wir für sie?"

Für die präsentierten Kunstwerke heißt das freilich nicht, dass hier nur mahnend Finger in ökologische Wunden gelegt werden. Durchaus spielerisch werden verschiedene Diskussionsstränge angerissen: So schenkt Thomas Baumann dem Besucher angesichts bedenklich abschmelzender Polkappen einen kleinen Eisberg. Hoffentlich. Denn dafür muss der Eiszapfen in der Vitrine bis Ausstellungsende noch ein wenig gedeihen. - Auch in ihrer künstlich-künstlerischen Form kommt Natur also ihrer Rolle als Ort kontemplativer Versenkung nach.

Christoph Linggs Fotografien aufgelassener Industrieanlagen, Kokereien oder Chemiefabriken haben hingegen einen ernsteren, dokumentarischen Charakter und zeigen - etwa vom Gras überwucherte Gebäudegerippe - überdeutlich üble Hinterlassenschaften der Menschen. Braunsteiner: Aber "die Natur holt sich das - hoffentlich - wieder zurück."

Zurückgeholt hat sich die Natur von Wilhelm Scherübl quasi den Pinsel: Die faszinierende Struktur von Eiskristallen lässt ihn nicht mehr los, seit ihm einmal beim Malen die Aquarellfarbe gefror. Und auch bei Edgar Lissel übernimmt die Natur das Kommando: Bakterien steuern auf dem Fotopapier den bildnerischen Prozess. (Anne Katrin Feßler / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 5.6.2009)