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Ein gutes Sonnenschutzmittel soll vor den Kurz- und Langzeitschäden der Sonne schützen

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Die "noble Blässe" galt lange Zeit als das Schönheitsideal schlechthin. Gebräunte Haut war ein Makel der Unterprivilegierten, ein Kennzeichen der niedrigeren Gesellschaftsschichten, die oft Arbeit im Freien zu verrichten hatten. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kam es zu einem Umbruch in der Freizeitkultur und damit einhergehend zu einer Verschiebung des Schönheitsideals: Ein dunkler Teint war nun nicht mehr verpönt, sondern Ausdruck eines sportlichen und gesunden Lebensstils. In den 1930er Jahren wurde die Sonnencreme erfunden, in den 1950ern kam die Sonnenmilch auf den Markt, das bis heute am häufigsten verwendete Sonnenschutzmittel.

Höherer Lichtschutzfaktor - längere Sonnenbäder

Seit Aufkommen der ersten Sonnencreme vor mehr als 70 Jahren hat sich viel getan, die Produkte haben stetig an Qualität und Lichtschutz dazu gewonnen. Waren früher nur zeitlich begrenzte Sonnenbäder möglich, bis ein Sonnenbrand dem "Vergnügen" ein Ende setzte, könnte man sich heute stundenlang in der Sonne aufhalten. Adrian Tanew, Dermatologe am Wiener AKH, warnt aber trotzdem vor zu ausgedehnten Sonnenbädern - auch wenn ein hoher Schutzfaktor aufgetragen wurde und der Sonnenbrand ausbleibt: „Die für den Sonnenbrand primär verantwortlichen UVB-Strahlen werden durch die Schutzmittel zwar großteils abgeblockt, die UVA Strahlen schädigen die Haut aber ebenfalls."

UV-A-Schutz lange Zeit unterschätzt

Sonnenschutzmittel wirken sehr gut gegen die kurzwellige und energiereiche UVB-Strahlung, die in erster Linie für die Entstehung eines Sonnenbrandes verantwortlich ist. Das langwelligere UVA-Licht bewirkt, wie auch die UVB-Strahlung, vorzeitige Hautalterung und erhöht das Risiko für bestimmte Hautkrebsformen. "Die UVA-Strahlung wurde lange Zeit unterschätzt. Mittlerweile weiß man, dass sie wesentlich zur Hautalterung beiträgt und auch bei der Entstehung von Hauttumoren mit eine Rolle spielt", so der Wiener Dermatologe.

Um die UVA-Strahlung in Sonnenschutzmitteln zu berücksichtigen, hat die EU eine Empfehlung ausgesprochen, nach welcher der UV-A-Schutz künftig ein Drittel des ausgewiesenen UVB-Schutzes ausmachen soll. "Studien zeigen, dass der UVA Schutz bei Qualitätsprodukten besser gewährleistet ist als bei No-Name-Produkten. Renommierte Qualitätsfirmen setzten die UVA Richtlinie bereits um", erklärt Tanew.

Bräune als Zeichen geschädigter Haut

Ein gutes Sonnenschutzmittel müsse vor den Kurz- und Langzeitschäden der Sonne schützen, sprich UVA und UVB-Schutz enthalten. Bis die "noble Blässe" wieder in Mode kommt, sei zu bedenken, dass Bräune immer auch ein Zeichen von Schädigung der Haut ist. "Wenn man durch Sonne braun wird, muss zuerst einmal die DNS geschädigt sein, was den Prozess der Melaninbildung initiiert. Man wird nicht braun in der Sonne, ohne seine Haut zu schädigen", warnt Tanew. Durch die Hautschädigung werden Abwehrmechanismen in Gang gesetzt, die vor weiterer Schädigung schützen. Einer dieser Abwehrmechanismen ist die Pigmentbildung. Die Schäden werden zum Teil wieder repariert, aber minimale Mengen bleiben und im Lauf von Jahrzehnten kommt es zu Langzeitschäden.

Die Sonne hinterlässt ihre Spuren aber auch ohne ausgiebiges Sonnenbaden. Ohne sie würde unsere Haut um einiges jünger aussehen. "Die Hautalterung wird zu 90 Prozent von der Sonne ausgelöst", erklärt Adrian Tanew. "Wenn man die Haut alter Menschen betrachtet, lässt sich zwischen ungeschützten und chronisch lichtgeschützten Stellen ein Unterschied von 10:1 feststellen." Daher ist es besonders wichtig, trotz immer besser werdender Sonnenschutzmittel, einen vernünftigen Umgang mit der Sonne zu pflegen.

Nachcremen, aber nicht zu sparsam

Untersuchungen und Umfragen machen deutlich, dass Sonnenschutzprodukte zu sparsam angewendet werden und die Verbraucher es mit dem Nachcremen nicht allzu genau nehmen. Die Wirkung eines Sonnenschutzmittels hängt aber ganz wesentlich von der richtigen Anwendung ab. Damit der mit dem Sonnenschutzfaktor angegebene Schutz erreicht wird, müssen 2 mg/cm² an Sonnenschutzmittel auf die Haut aufgetragen werden, das sind rund 6 Teelöffel für Körper und Gesicht eines Erwachsenen. Prinzipiell ist Nachcremen alle zwei Stunden ratsam. Wer schwitzt oder sich viel im Wasser aufhält, sollte den Schutz bereits nach einer Stunde erneuern, empfiehlt Tanew. Was ebenfalls leicht vergessen wird, ist das rechtzeitige Eincremen: Rund zwanzig Minuten vor dem Sonnenaufenthalt sollte das Sonnenschutzmittel aufgetragen werden, da die Sonnenschutzfilter einige Zeit benötigen, um sich in der Haut gleichmäßig zu verteilen um ihre Wirkung zu entfalten. Dies gelte sowohl für physikalische als auch für chemisch-synthetische Sonnenschutzprodukte.

Sonnenschutz von innen

"Die Wirkung von oralem Sonnenschutz wird extrem überschätzt", so Tanew. Beta-Carotin etwa bewirke nicht viel mehr als eine Karottenfärbung der Haut. Ein Lichtschutzfaktor werde mit der Einnahme der Kapseln nicht erreicht. Mit modernen Mitteln, wie beispielsweise der Substanz Polypodium Leucotomos, könne zwar ein Schutzfaktor erreicht werden, allerdings übersteigt dieser kaum den Lichtschutzfaktor drei. Zudem sind diese Produkte meist nicht billig. Der Sonnenschutz von innen ist in erster Linie eine Ergänzung zu äußerlich anwendbaren Sonnenschutzprodukten, keinesfalls Ersatz. Sonnencremen & Co sind immer noch das effektivste Mittel, um Hautschäden vorzubeugen. "Mit dem höchsten Sonnenschutzfaktor kann man nichts falsch machen", sagt Tanew abschließend. (Ursula Schersch, derStandard.at, 08.06.2009)