Frankfurt/Main - Auch die in Deutschland lebenden Libanesen bekommen nach einem Bericht der Illustrierten "stern" im großen Stil Angebote, ihre Stimmen für die Parlamentswahl am Sonntag zu verkaufen. Geboten würden 500 Euro bis 1.500 Euro sowie ein kostenloser Flug zur Stimmabgabe in der Heimat, berichtete das Magazin am Mittwoch. Alle Parteien betrieben Stimmenkauf. Im März hatte der höchste schiitische Geistliche im Libanon, Großayatollah Mohammed Hussein Fadlallah, Stimmenkauf verurteilt. Er erließ ein Verbot, Schmiergelder anzunehmen oder anzubieten.

In diesem Jahr kursieren Gerüchte über den Einsatz von iranischen und saudiarabischen Petrodollars im libanesischen Wahlkampf, bei dem das prowestliche Lager einem von Syrien und dem Iran unterstützten Bündnis gegenübersteht. Der mannigfache Stimmenkauf läuft über Gehälter, Schulgeld, Hilfen bei der medizinischen Versorgung oder auch Reisegeld. "Diese Praktiken hätten in westlichen Demokratien unweigerlich die Annullierung des gesamten Wahlprozesses zur Folge", bemerkte der Politologe Charles Chartouni, Professor an der Libanesischen Universität in Beirut. (APA/AP/AFP)