Hinter den Plakaten steht die Grundhaltung, dass es Homo- und Heterosexuellen um die selben Gefühle und Wünsche gehe - nämlich um Geborgenheit, Liebe und Zuneigung.

Foto: Plakatsujet Liebe verdient Respekt

Um auch die migrantische Community zu erreichen, ist die zentrale Botschaft
"Liebe verdient Respekt" auch auf Türkisch sowie Bosnisch, Serbisch und Kroatisch zu lesen.

Foto: Plakatsujet Liebe verdient Respekt
Foto: Plakatsujet Liebe verdient Respekt

Wien – Lesben, Schwule, Bisexuelle und TransGender-Personen sowie ihre Angehörigen sind in einem hohen Maß offenen und auch verdeckten Diskriminierungen ausgesetzt: Seien es Schwulen/Lesben-"Witze", die permanente Konfrontation mit unhaltbaren Vorurteilen und Zerrbildern, Beschimpfungen, Mobbing am Arbeitsplatz bis hin zu Drohungen und offener körperlicher Gewalt.

Der "Eurobarometer" 2008 reiht Diskriminierung auf der Grundlage der Homosexualität als zweithäufigste Form der Diskriminierung in der EU nach der Diskriminierung auf der Grundlage der ethnischen Herkunft. Viele Formen homophober Gewalt werden gar nicht als Diskriminierungen wahrgenommen und vielen, vor allem oft auch Jugendlichen, sind getätigte diskriminierende Aussagen nicht bewusst.

Aufklärung in Jugendeinrichtungen und Schulen

Um hier einen Sensibilisierungsprozess einzuleiten, ist am Donnerstag die Plakatkampagne "Liebe verdient Respekt" gegen Homophobie gestartet, die sich an Jugendliche, aber auch an migrantische Communites richtet, um der immer noch vorhandenen Homosexuellenfeindlichkeit entgegenzutreten. Die vorerst bis Ende 2009 konzipierte Kampagne wird schwerpunktmäßig in Schulen, Jugendzentren und Jugendeinrichtungen, begleitet von verschiedenen Workshops und Projekten, durchgeführt.

Kampagne nach Wien geholt

"Wir wissen heute, dass die Selbstmordversuchsrate in Österreich bei Homosexuellen siebenmal so hoch ist als bei Heterosexuellen. Hauptursache ist die mangelnde familiäre, soziale und rechtliche Unterstützung. Über 90 Prozent aller Selbstmordversuche von gleichgeschlechtlich empfindenden Menschen geschehen im Alter zwischen 15 und 27 Jahren, also während des oft sehr schmerzhaft erlebten Coming-out-Prozesses", so Johannes Wahala, Leiter der Beratungsstelle "Courage", die die Kampagne nach Österreich geholt und für Wien adaptiert haben. In Berlin ist sie bereits erfolgreich lanciert worden.

Vorurteile abbauen

"Die fehlende gesellschaftliche Auseinandersetzung mit homophoben Vorurteilen und antihomosexueller Gewalt verstärkt diese Gefühle und führt nicht selten zu Selbstwertkrisen, Depressionen, Angstzuständen, Einsamkeit und Isolation, bis hin zu Suizidversuchen", führt Wahala aus. Hier setzen die mehrsprachigen Plakate für Respekt und Toleranz (siehe links) an: Sie dienen als Ausgangspunkt, um mit Jugendlichen ins Gespräch zu kommen, zu sensibilisieren, Informationen weiterzugeben und Vorurteile abzubauen. Im Rahmen der Kampagne wird aber auch versucht, MultiplikatorInnen aus den Bereichen Jugendarbeit und Schule, aber auch VertreterInnen der migrantischen Communitys auf das Thema aufmerksam zu machen und die AkteurInnen im Rahmen dieses Themas zu vernetzen.

Frauenberger: Kein Platz für Homophobie

Die für Antidiskriminierung und gleichgeschlechtliche Lebensweisen zuständige Stadträtin Sandra Frauenberger steht hinter der Kampagne, die von der MA 17 (Integrations- und Diversitätsangelegenheiten) mitfinanziert wird: "Wien ist eine Stadt der Offenheit und des gegenseitigen Respekts. Intoleranz und Homophobie sollen hier keinen Platz finden, Diskriminierungen aufgrund von sexueller Orientierung werden nicht toleriert", und die aktuelle Kampagne leiste hier einen wichtigen Beitrag. Zugleich appellierte sie an Justizministerin Claudia Bandion-Ortner, einen Erlass für eingetragene Partnerschaften zwischen Gleichgeschlechtlichen zu erlassen. "Was die völlige Gleichstellung betrifft, sind wir in Wien fertig damit. Wir warten nur noch auf den Bund", so Frauenberger.

SoHo: Weiterbildung für FPÖ nicht schlecht

Peter Traschkowitsch, Bundes- und Wiener Landesvorsitzender der SoHo (Sozialdemokratie und Homosexualität) begrüßte die Kampagne und meinte hinsichtlich Aussagen von FPÖ-PolitikerInnen punkto Homosexualität in der Vergangenheit: "In Richtung Freiheitlicher Partei sollte man sich überlegen, Fortbildungskurse anzubieten, um den Horizont dieser Damen und Herren etwas zu erweitern."

Grüne: Plakte an FPÖ schicken

Aber auch gegenwärtig ist die FPÖ einschlägig in die Öffentlichkeit getreten, als der freiheitliche Gemeinderat Toni Mahdalik gegen diese Anti-Homophobie-Kampagne gewettert hat, oder der Klubobmann Schock ein Gesetz gegen Informationen, "die Jugendliche zu Homosexualität anspornt", gefordert hat (siehe hier). Grün-Gemeinderat Marco Schreuder dazu: "Dass die freiheitliche Partei lieber hetzt, als sich mit Lebensumständen verschiedener Bevölkerungsgruppen auseinandersetzen, ist leidlich bekannt." Diese Ausfälle würden beweisen, "wie notwendig solche Kampagnen sind." Schreuder appellierte an Stadträtin Frauenberger und an die Beratungsstelle Courage, einige Plakate der FPÖ zukommen zu lassen. "Sie brauchen sie wirklich dringend", so Schreuder. (red/APA)