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Die Wirtschaftskrise macht auch vor Gottes Jüngern nicht halt: Auf üppige Lichtinstallation im Stephansdom verzichtet man heuer

Foto: APA/Dompfarre St. Stephan

Mehr als 700 Kirchen zwischen Arlberg und Neusiedler See, Südtirol und Slowenien laden am 5. Juni zur "Langen Nacht der Kirchen". 3000 Programmpunkte wollen Lichtblicke in schweren Zeiten bieten - Von 
Markus Rohrhofer

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Wien/Linz - Eine umstrittene Personalentscheidungen in Linz, die eine österreichweite Protestwelle zur Folge hatte und selbst höchste Diözesanvertreter auf die Kirchenbänke steigen ließ. Und die dem ohnehin konstanten Mitgliederschwund einen weiteren Schub verpasste. Nein, es war bislang nicht das Jahr der katholischen Kirche in Österreich. Doch es naht die Nacht der Nächte, die das angekratzte Image wieder aufpolieren soll. Bereits zum fünften Mal lockt die "Lange Nacht der Kirchen" am 5. Juni Gläubige, Ungläubige und Unschlüssige in Österreichs Gotteshäuser. Erstmals wird nach Slowenien und Südtirol expandiert, im tschechischen Brünn fand die Veranstaltung bereits am 29. Mai statt.

Diskussion

Offiziell eingeläutet wird die "Lange Nacht der Kirchen" mit einer ökumenischen Vesper in der Lutherischen Stadtkirche in Wien-Innere Stadt. Und in der Erzdiözese Wien wird es zwei Tage vor der EU-Wahl politisch: In der Kalvarienbergkirche diskutieren Kardinal Christoph Schönborn und der Politologe Anton Pelinka über die Rolle und die Verantwortung von Politik und Religion für die Zukunft Europas. Stargast in der niederösterreichischen Pfarre Ternitz ist Ex-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (SP), der über das Thema "Sozialunion" spricht.

Keine Erleuchtung 


Zur "Kirche der Ausgetretenen" wird die Franziskanerkirche in der Wiener Innenstadt, wo Wissenschaftsminister Johannes Hahn (VP), Pater Gottfried Wegleitner, Leiter der Kirchenbeitragsabteilung, und Hans Peter Hurka von der Plattform "Wir sind Kirche" über das Thema Austritt diskutieren. Der Stephansdom, wo "Die Jahreszeiten" für Kinder gegeben werden, steht im Zeichen des Haydnjahres. Und man spürt offensichtlich auch innerhalb der Kirche die Wirtschaftskrise. Georg Radlmair, Pressereferent der "Heiligen" Nacht: "Anders als im Vorjahr wird es heuer etwa im Stephansdom keine aufwändigen und vor allem teuren Lichtinstallationen geben. Nicht nur aus Spargründen, auch, weil wir insbesondere als Kirche in Zeiten wie diesen ein Zeichen setzen wollen."

"Himmi sakra hallelujah"

Mit extravaganten Highlights punktet die "Lange Nacht der Kirchen" in Niederösterreich: Die Altkatholische Kirche in St. Pölten bringt das Kabarett "Himmi sakra hallelujah", begleitet von der "deeply moved Band". Außenminister Michael Spindelegger (V) ist in der Bürgerspitalkirche Hinterbrühl zu Gast und stellt sich einer Diskussion über Ethik in der Politik. Mit mehr als 100 Veranstaltungsorten in 76 Kirchen lädt die Diözese Linz zur "Langen Nacht". Das Programm ist vielseitig und reicht von einem Gespräch mit dem Turmeremiten bis hin zum Schnuppertauchen im Teich der Welser Pfarre St. Franziskus. Wohlweislich ausgespart wird aber der Konflikt um den Beinahe-Weihbischof Gerhard Maria Wagner.

Mit einem "Stargast" kann im heurigen Jahr die Pfarrkirche Leithaprodersdorf im Burgenland punkten. Erwartet wird mit Maria Magdalena eine biblische Zeugin der Auferstehung Jesu Christi - in weltlicher Gestalt einer Dame aus dem örtlichen Pfarrgemeinderat. (Markus Rohrhofer, DER STANDASRD Printausgabe 4.6.2009)