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British Airways flog im Mai einen Rekordverlust ein.

Foto: APA/EPA/Andy Rain

Wien/London - British Airways, die im Vorjahr einen Rekordverlust von umgerechnet 460 Mio. Euro einflog, kämpft ums Überleben. Das verkündete BA-Chef Willi Walsh in der Mitarbeiter-Zeitung. Die Krise in der Luftfahrt sei so ernst wie nie zuvor. Per 30. Juni wird zudem das Büro in Wien geschlossen, in dem bisher drei Mitarbeiter beschäftigt waren. Künftig wird Österreich von den BA-Niederlassungen in Frankfurt und Zürich aus betreut.

"Es gibt eine bedeutende Veränderung im Verhalten der Verbraucher - die Leute wollen mehr bekommen und weniger bezahlen. Und es wird immer schlimmer. Wir haben die Talsohle noch nicht erreicht, und alles lässt einen langwierigen Abschwung erwarten", so Walsh. BA hat im letzten Quartal ihren Schwerpunkt verlagert und konzentriert sich nun auf die Absicherung der Passagierzahlen durch niedrigere Preise statt auf die Erhöhung des Ertrags, sagte Walsh jüngst.

Neues Geschäftsmodell

Bei allen großen Netzwerk-Carriern wird das Geschäftsmodell derzeit hinterfragt. Bisher waren die Business- und First-Class-Passagiere die Cash Cow der Airlines, damit konnte in der Economy mit billigen Tickets gedumpt werden. Doch mit dem Ausbruch der Wirtschaftskrise wurden Dienstreisen gestrichen oder die Mitarbeiter wurden angehalten, nur mehr mit Billigfliegern oder in der Economy-Class zu fliegen.

Über den diesjährigen Geschäftsverlauf wollte BA zuletzt keine Prognose abgeben. Den Mitarbeitern wurden Teilzeitbeschäftigung oder unbezahlter Urlaub angeboten, um die Kosten zu senken. Bereits im Vorjahr wurden die Gehälter eingefroren und 2500 Jobs gestrichen. BA beschäftigt derzeit 40.000 Mitarbeiter.

Der stets zu Späßen aufgelegte Ryanair-Chef, Michael O'Leary machte am Dienstag bei der Bilanz-Präsentation von sich reden, als er verkündete, er prüfe, ein Übernahmeangebot für die Lufthansa abzugeben. Gleichzeitig musste er den ersten Verlust (169 Mio. Euro) seit zwei Jahrzehnten bekannt geben. Der Chef von Europas größtem Billigflieger sagte: "Wir sehen uns Lufthansa ernsthaft an." "Wir könnten sie fast mit Barmitteln kaufen." Die Lufthansa kommentiert die Ryanair-Aussagen nicht. In Deutschland gilt die Regelung, dass die Mehrheit an einer deutschen Airline auch in deutschen Händen liegen muss. Ryanair könnte demnach maximal 50 Prozent minus eine Aktie kaufen. Die würden nach aktueller Marktbewertung rund 2,3 Mrd. Euro kosten. Der Kurs der Lufthansa sank zunächst, notierte am Nachmittag aber um ein Prozent höher bei 10,15 Euro.

Begründet wurde der Jahresverlust von Ryanair mit Abschreibungen auf Beteiligungen am Rivalen Aer Lingus, den Ryanair einst übernehmen wollte, sowie Wertverlusten bei verkauften Flugzeugen. Ohne diese Sonderposten brach der Nettogewinn um fast 80 Prozent ein, blieb aber mit 105 Mio. Euro deutlich über den Markterwartungen.

Für das im April begonnene Geschäftsjahr 2009/10 rechnet Ryan-air mit einer Erholung. Die Preise sollen weiter gesenkt werden, um die Flugzeuge besser auszulasten und Wettbewerbern Marktanteile abzunehmen, sagte O'Leary. Im laufenden Geschäftsjahr werde ein Nettogewinn von 200 bis 300 Mio. Euro angepeilt. (cr, APA, DER STANDARD, Printausgabe, 3.6.2009)