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German Gref, Chef der Sberbank, wird Großaktionär bei Opel.

Foto: Reuters

Als "FOP", Friend of Putin, bezeichnet ihn Marshall Goldman in seinem Buch Petrostate (Oxford Press, 2008), das über den wirtschaftspolitischen Kurs Russlands der letzten Jahre handelt: German Oskarowitsch Gref war zwischen 2000 und 2007 Wirtschaftsminister Russlands und ist seit November 2007 Chef eines der größten russischen Finanzinstitute, der Sberbank, die mehrheitlich der russischen Zentralbank gehört. Sie soll gemeinsam mit dem Autohersteller GAS 35 Prozent von Opel übernehmen.

Der 1964 geborene Gref ist ein typischer Vertreter der jungen, marktwirtschaftlich orientierten Männer, die Wladimir Putin bevorzugt an die Schaltstellen der Macht setzte. Angeschoben vom Höhenflug der Erdölpreise sollte Russland dadurch einen modernen Anstrich bekommen.

Gref wird es zugeschrieben, dass Russland Beitrittskandidat zur Welthandelsorganisation WTO wurde und sich wirtschaftlich der EU annäherte. Er war einer der Befürworter der Flat Tax und war dagegen, als der Erdölkonzern Jukos zerschlagen wurde, weil er davon negative Auswirkungen auf das Investitionsklima befürchtete. Zugleich forderte er Reformen bei dem Monopolisten Gasprom und dem staatlichen Erdölkonzern Rosneft, da er sie für unbewegliche Elefanten hielt.

Die Familie von Gref war unter Zar Peter dem Großen (1672-1725) nach Russland gekommen und hatte sich 1913 in St. Petersburg niedergelassen. Als ethnische Deutsche wurde die Familie 1941 unter Josef Stalin nach Kasachstan deportiert, wo Gref geboren wurde.

Gref, der fließend Deutsch spricht, studierte Rechtswissenschaften in St. Petersburg und einige Semester in Frankfurt am Main. Sein Doktorvater war Anatoli Sob-tschak, Bürgermeister von Leningrad, dem früheren St. Petersburg, und einer der führenden Reformer im postsowjetischen Russland. Über Sobtschak lernte Gref Putin kennen, wie überhaupt in den St. Petersburger Amtsstuben der Kern für Putins späteres Netzwerk gelegt wurde: Der jetzige Präsident, Dmitri Medwedew, startete dort ebenso seine Karriere wie Finanzminister Alexej Kudrin. Die Beziehung Grefs zu Putin soll sich in dessen zweiter Amtszeit abgekühlt haben: Putins zunehmende Staatsinterventionismus war ihm ein Gräuel.

Der meist modisch gekleidete Gref ist zum zweiten Mal verheiratet. Seine jetzige Gattin Jana ist Designerin. 2006 wurde eine Tochter geboren. Oleg, Sohn aus erster Ehe, ist wie sein Vater Jurist und studierte in Russland und Deutschland.  (Johanna Ruzicka, DER STANDARD, Printausgabe, 2.6.2009)