Grafik: Google

Eigentlich hätte der Donnerstag jener Tag werden sollen, an dem Microsoft mit seiner neuen Suchmaschine Bing zum Kampf gegen den Branchendominator Google bläst und dann das: Praktisch gleichzeitig präsentierte der Konkurrent im Rahmen der Google I/O-Konferenz selbst ein neues Service und zog in Windeseile praktisch die gesamte Aufmerksamkeit von Medien und Online-Community auf sich.

Wave

Die Vorstellung von Google Wave riss nicht nur die anwesenden 4.000 EntwicklerInnen zu Begeisterungsstürmen hin, wie sie sonst nur bei Steve Jobs' Produktpräsentationen zu sehen sind, sie führte auch zu durchaus interessanten Vergleichen: "E-Mail, wie es wäre, wenn es heute erfunden würde", umreißen die "Erfinder" Lars und Jens Rasmussen ihre Zielsetzung für das neue Service.

Potential

Der Ausgangspunkt der Überlegung für die beiden Brüder, die in der Vergangenheit übrigens schon Google Maps ins Leben gerufen hatten, war, dass E-Mail eine Kommunikationsform ist, die bereits vor Jahrzehnten grundlegend erdacht wurde. Zu einer Zeit also, in der man von den Möglichkeiten des modernen Web noch nicht einmal zu träumen wagte, ein Potential, das man nun mit Google Wave freisetzen will.

Flexibel

Das Service präsentiert sich dabei als eine äußerst ambitionierte Echtzeit-Kommunikations-Plattform: Grundlage ist auch hier der Austausch von Nachrichten, allerdings können die DiskussionsteilnehmerInnen praktisch "live" sehen, was das Gegenüber eintippt. Auch lassen sich weitere Personen leicht per Drag & Drop zu einer solchen Konversation hinzufügen.

Kombination

In diesem gemeinsamen Kontext können dann aber auch Bilder, Dokumente und andere Informationen wie Karten oder Suchergebnisse eingebettet und gemeinsam bearbeitet werden. All dies zusammen ergibt dann eine "Welle" an Informationen, die aus den Beiträgen der einzelnen TeilnehmerInnen entsteht.

Replay

Ein zentraler Ansatz dabei ist, dass ähnlich wie bei einem Wiki alles von allen editiert werden kann. Um den Entstehungsprozess auch bei komplexen Abläufen noch nachvollziehen zu können, gibt es eine "Replay"-Funktion, mit der innerhalb der Wave quasi "zurückgespult" werden kann.

Das vollständige Potential von Google Wave soll sich aber erst im Zusammenspiel mit der weltweiten Internet-Community und deren Ideen für das Service entfalten, entsprechend hat man sich für die Veröffentlichung in einem sehr frühen Stadium der Entwicklung entschlossen. Zusätzlich legt der Hersteller aber auch Wert auf maximale Transparenz und Offenheit in der Entwicklung.

Open Source

So gibt es bei Google Wave nicht nur offene APIs und Protokolle, die vollständige Software soll als Open Source freigegeben werden. Der Betrieb der Software soll also keineswegs auf die Google-Server beschränkt sein, wer will kann Wave auf den eigenen Servern betreiben - dies gilt natürlich auch für Mitbewerber. Gleichzeitig können unterschiedliche Waves natürlich auch zwischen den verschiedenen Servern miteinander kommunizieren.

Erweiterungen

Google Wave soll außerdem auf verschiedene Formen erweiterbar sein. So ermöglichen Robots die automatische Einbindung von externem Content aber auch die selbsttätige Anpassung der Informationen in der Wave. Als Beispiel dafür zeigte man etwa einen Robot der beim Schreiben automatisch Tippfehler ausbessert. Zusätzlich lassen sich über Gadgets eigene Programme in die Wave einbringen, so lässt sich dann etwa ein Schachspiel in die Mitte einer Diskussion platzieren.

HTML5

Für die Umsetzung von Google Wave setzt der Hersteller massiv auf die Möglichkeiten von HTML5, ein moderner Browser ist also für die Nutzung vonnöten. Für das Drag & Drop von Dateien vom Desktop in den Browser bedarf es derzeit außerdem noch Google Gears, das Unternehmen will die entsprechende Funktion aber für die Aufnahme in den HTML5-Standard vorschlagen.

Test

Bis die breite Masse mit Google Wave experimentieren kann, wird es aber wohl ohnehin noch einige Monate dauern, derzeit befindet sich die bei Google gehostete Version der Software noch in einer geschlossenen Beta. Einen offenen Test von Google Wave soll es allerdings noch vor Ende des Jahres geben. (Andreas Proschofsky [@suka_hiroaki auf Twitter], derStandard.at, 29.05.2009)