Zur Person

Susanne Hochwarter ist Gründerin von lawyers & more, executive search & consulting.

Foto: lawyers & more

derStandard.at: Sie haben die erste auf Juristen spezialisierte Personalberatung in Österreich gegründet. Was war der Anstoß?

Hochwarter: Der Markt ist nicht so klein, wie man glauben könnte, denn jedes Industrieunternehmen, jede Bank, jeder Finanzdienstleister mit gewisser Marktpräsenz braucht einen Juristen oder eine ganze Rechtsabteilung. Das Segment der Wirtschaftsanwaltssozietäten ist zwar ein kleines, aber eines mit einer relativ hohen Fluktuation. Dazu kommt, dass dieses Segment bisher in Österreich überhaupt nicht betreut war. Im angelsächsischen Raum gibt es hunderte Personalberater, die nichts anderes machen. Dazu muss man die Branche sehr gut von Innen können. Außerdem hat sich die Dynamik in der Sozietäten-Landschaft verändert, es gibt keine lebenslangen Partnerschaften mehr.

derStandard.at: Wie ist die Krise in der Juristen-Branche spürbar?

Hochwarter: Bei den Juristen gibt es ganz spezielle Segmente, die betroffen sind: jene, die sich in erster Linie mit großen MMA-Transaktionen beschäftigen oder Immobiliendevelopment machen - es sind kleine Segmente. Sonst ist es eine Branche, die relativ krisenresistent ist, wo sich nun einfach nur die Nachfrage auf andere Rechtsgebiete verlagert.

derStandard.at: Profitiert die Branche also sogar von der Wirtschaftslage?

Hochwarter: Der Bereich Wirtschaftsstrafrecht profitiert am meisten, das klingt zwar makaber, aber da haben wir irrsinnig viele Positionen, die wir nicht besetzen können, weil es nicht genug Fachleute am Markt gibt. Was sicher auch boomt ist Insolvenzrecht. Aber auch Banking and Finance - obwohl die Branche so in der Krise ist. Auf Anwaltsseite gibt es hier ein Wachstum.

derStandard.at: Sind die Jobaussichten bei Rechtsanwaltskanzleien oder im öffentlichen Dienst oder als Steuerberater noch gut und lukrativ?

Hochwarter: Ja das sind die Top drei, die Absolventen nehmen. Gute Leute verdienen immer gutes Geld, es gibt allerdings zu wenig gute Bewerber. Gefragt sind Leute, die schon einmal im Ausland waren und auch als Jurist wirtschaftliche Zusammenhänge erkennen.

derStandard.at: Was raten Sie jungen Absolventen im Moment?

Hochwarter: Absolventen müssen sich zuerst spezialisieren, sie sollten die Wirtschaftskrise überhaupt nicht spüren. Wenn man in relativ normaler Zeit studiert hat - soll heißen fünf Jahre, nicht zehn - eine Fremdsprache gut kann und ein gutes Auftreten hat, hat man einen sicheren Job.

derStandard.at: Wie wichtig sind postgraduale Ausbildungen für Juristen?

Hochwarter: Sie sind sicher wertvoll, aber ich würde Bewerber nicht danach klassifizieren. Engagement und Interesse für die Tätigkeit kann man auch haben ohne dass man einen LLM hat. Da das auch immer eine frage der Finanzierung ist würde ich nie Kandidaten danach segmentieren. Man muss auch offen sagen, es gibt einen irrsinnigen Wildwuchs - es ist schon ein Unterschied ob ich den LL.M in Großbritannien oder Amerika gemacht habe oder im Wiener Raum. (Marietta Türk, derStandard.at, 10.6.2009)