Peer Steinbrück ist ein rechter Witzbold. Ein richtiger Scherzkeks, der die Pointen nur so schleudert, wenn es gilt, der ewigen Streiterei um Steuerschlupf- und sonstige Löcher die heiteren Seiten abzugewinnen. So dürfte sich der deutsche Finanzminister selbst gern sehen, leider eine grobe Fehlselbsteinschätzung.

Immer ein bisschen eitel, rechthaberisch und dröhnend lacht er gern - auf Kosten anderer. Das kommt in Europa nicht so gut. Schon gar nicht, wenn einem Deutschen auf belgischem Boden am Rande eines EU-Ministerrates eine Attacke auf Partnerländer zum Ausrutscher gegen Schwarzafrikaner entgleitet: Er wollte Steueroasen treffen, nannte die Schweiz, Luxemburg, Österreich dann in einem Atemzug mit "Ouagadougou, Afrika". Luxemburgs Premierminister Jean-Claude Juncker "reicht es", jetzt muss sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel zur Entschuldigung ausrücken.

Der wirklich üble Aspekt an der Sache wäre damit nicht ausgeräumt. Steinbrücks merkwürdige Assoziation entblößte, wie verborgen der Rassist in ihm sitzt. Was wollte er uns denn mit "Ouagadougou" sagen? Burkina Faso hat mit schwarzen OECD-Listen nicht das Geringste zu tun. Der Stammtisch übersetzt die Anspielung in der Regel mit "die Bloßfüßigen da unten". Ein feiner Herr wie Steinbrück würde das natürlich nie tun, niemals! Gerade weil er Sozialdemokrat ist, muss man Alltagsrassismus nicht durchgehen lassen. Europäer, die wir sind, entschuldigen wir uns gerne bei den Burkinern für einen unserer Euro-Minister. (Thomas Mayer/DER STANDARD, Printausgabe, 9.5.2009)