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Silvio Berlusconi sieht sich um absoluten Beliebtheits-Höhenflug.

Foto: AP/Alik Keplicz

Trotz aller privater Unannehmlichkeiten, politisch wähnt sich Silvio Berlusconi quasi am Zenit seiner langen und wechselvollen Karriere: Der italienische Ministerpräsident sieht sich als beliebtesten Regierungschef der Welt. Umfragen würden ihm eine Zustimmungsquote von 75,1 Prozent bescheinigen, sagte Berlusconi am am langen Wochenende laut italienischen Medienberichten. Kein anderer Staatslenker würde derartige Werte erreichen, auch nicht US-Präsident Barack Obama mit 59 Prozent oder der brasilianische Präsident Luiz Inacio Lula da Silva mit 60 Prozent.

"Meine Werte sind ein absoluter Rekord" , brüstete sich der für manche fragwürdige Äußerung bekannte italienische Premierminister, der sich bereits einmal als "Jesus der italienischen Politik" bezeichnet hatte und fest davon überzeugt ist, dass nur Napoleon ihn an politischem Format übertreffe - "aber ich bin immerhin größer gewachsen als der" .

Die von ihm zitierten Umfragen sind laut Berlusconi noch nicht publiziert. Innenpolitische Beobachter in Italien haben aber durchaus ihre Zweifel an der Verlässlichkeit dieser Daten. Denn eine von der Tageszeitung La Repubblica vor wenigen Wochen in Auftrag gegebene Studie kam auf "nur" 56 Prozent Zustimmung zur Politik des Ministerpräsidenten. Und auch diese Daten waren - durch Berlusconis enorme Medienpräsenz nach der Erbebenkatastrophe in L'Aquila - erstmals seit Oktober vergangenen Jahres angestiegen.

Und auch nicht alle Italiener teilen die Begeisterung, die der Cavaliere für sich selbst empfindet. Als der Regierungschef das Teatro San Carlo in Neapel nach einem Konzert der Berliner Philharmoniker verließ, wurde er mit Pfiffen , Buhrufen und der Aufforderung doch zu verschwinden verabschiedet. Berlusconi bestieg eilends seine gepanzerte Limousine, ohne sich weiter zu äußern.

Solche Vorfälle erklärt sich der Ministerpräsident üblicherweise mit einer gegen ihn unfairen Presse - Berlusconi kontrolliert direkt oder indirekt 90 Prozent der italienischen TV-Sender und besitzt auch Zeitungen. (red, DER STANDARD; Printausgabe, 4.5.2009).