"Arbeiter-Zeitung, Presse und Salzburger Nachrichten verstanden sich als antibolschewistisch, und ihre Leser wussten dies", schrieb Gerd Bacher kürzlich in seinem Verteidigungs-Gastkommentar für Otto Schulmeister in der Presse.

So klar, wie Bacher die damalige Zeit darstelle, seien die Verhältnisse aber nicht gewesen, sagt der Kommunikationswissenschafter Fritz Hausjell. Es seien damals, speziell in den SN, Artikel erschienen, die auch aus damaliger Sicht "durchaus bedenklich" (Hausjell) waren. Etwa im Frühjahr 1950, als der stellvertretende Chefredakteur Alfons Dalma die Mussolini-Tagebücher mit der Einleitung veröffentlichte, bei Mussolini habe es sich um einen "Humanisten" gehandelt, weil er, im Gegensatz zu Hitler und Stalin, nie so weit gegangen sei, seine Gegner "rücksichtslos und verallgemeinert physisch auszurotten". Oder am 2. Juli 1952 unter Lokal-Chef Gerd Bacher: Die Redaktion berichtete über eine Schlägerei zwischen schwarzen GIs und Touristen, daneben fand sich ein (nicht gezeichneter) Kommentar, in dem die Amerikaner aufgefordert wurden, "ihre Buschklepper", nicht im "alten Europa" zu stationieren. Der US-Hochkommissar zitierte Dalma nach Wien. Der erklärte dort, der Kommentar sei nicht rassistisch, sondern eine "soziologische Analyse". Die Amerikaner versuchten daraufhin (vergeblich), den SN die Lizenz zu entziehen.

Debatte um Marcic-Preis

Bis heute in Diskussion ist auch die Rolle des späteren Chefredakteurs René Marcic, nach dem der wichtigste Salzburger Journalistenpreis benannt ist. Marcic war bis 1944 im Wiener Konsulat des Ustascha-Staates beschäftigt - "in welcher Funktion, wissen wir nicht", sagt Michael Schmolke, emeritierter Vorstand des Publizistik-Instituts der Uni Salzburg. Bekannt ist dagegen, dass Marcic 1949 einen "polemischen Aufsatz" publizierte, in dem er bemerkte, wer "über Gott und Gebet Spott treibt" dürfe sich nicht wundern, wenn er "eines Tages selbst in die Gaskammer gesteckt wird". Marcic entschuldigte sich 1967, die Historikerin Erika Weinzierl erteilte ihm, angesichts seiner sonstigen Leistungen für Demokratie und Toleranz, die "Absolution", wie Schmolke sagt. Daher, schrieb er 2007 in einem Gutachten an Landeshauptfrau Gabi Burgstaller, sei er dagegen, den Preis umzubenennen. Schmolke zum STANDARD: "Entweder man schafft ihn ab oder führt ihn weiter." (Petra Stuiber, DER STANDARD; Printausgabe, 23.4.2009)