Havanna - Kubas Revolutionsführer Fidel Castro hat die Freilassung politischer Gefangener im Gegenzug zur Entlassung von fünf kubanischen Agenten aus US-Haft ins Gespräch gebracht. Es sei durchaus vorstellbar, dass Staatschef Raúl Castro im Gegenzug für die Freilassung von "fünf kubanischen Anti-Terror-Helden" 75 im Jahr 2003 festgenommene kubanische Dissidenten in die USA ausreisen lasse.

Den Dissidenten warf Fidel Castro mit Blick auf die von den USA geförderte Invasion durch Exil-Kubaner im Jahr 1961 vor, wie "die Söldner der Schweinebucht im Dienste einer fremden Macht" zu stehen, die Kuba bedrohe und mit einem Embargo belege.

Castro hatte bereits 2001 den Austausch von etwa 200 kubanischen Dissidenten gegen die fünf in den USA inhaftierten Agenten vorgeschlagen, die wegen des Ausspionierens von Castro-kritischen Exilkubanern in Miami zu langen Haftstrafen verurteilt worden waren. Die US-Regierung lehnte den Vorschlag jedoch ab. Wegen der Festnahme der 75 kubanischen Dissidenten hatte die EU vorübergehend Sanktionen gegen Havanna verhängt.

"Missverständnis"

 

Fidel Castro hatte zuvor die Hoffnungen auf bessere Beziehungen zu den USA gedämpft. Als versöhnlich interpretierte Aussagen seines Bruders, Präsident Raul Castro, seien von der US-Regierung "offensichtlich missverstanden worden", schrieb der 82-Jährige am Dienstag auf einer offiziellen Website.

Raul Castro hatte am Donnerstag erklärt, sein Land sei bereit, über "alles" mit der Regierung von Präsident Barack Obama zu sprechen, auch über politische Gefangene und Menschenrechte. Dies hatte Hoffnung auf eine Annäherung der verfeindeten Staaten geweckt. Fidel Castro schrieb dagegen, die USA und nicht Kuba müssten sich ändern.

"Wahnsinnige Träume"

Fidel Castro hatte bereits zuvor auf das positive Echo auf den Gipfel der amerikanischen Staaten am vergangenen Wochenende mit Ironie reagiert. In einem Kommentar mit dem Titel "Wahnsinnige Träume", der am Dienstag in der kubanischen Presse erschien, kritisierte Castro die teils euphorischen Reaktionen auf den Gipfel der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS). Ironisch schrieb er: "Ist die OAS eine Garantie für die Souveränität und Integrität der lateinamerikanischen Völker? Immer! Hat sie sich in die inneren Angelegenheiten eines Landes der Halbkugel eingemischt? Niemals!" Auch der Vorwurf, die OAS sei "ein gefügiges Instrument der USA", gehörten wohl zu den "Verleumdungen des Castro-Kommunismus in Kuba".

Im selben Ton schrieb Castro, Kuba sei offenbar "ein Land, wo niemals eine Wahl stattfand, wo eine Tyrannei herrscht, die die Kühnheit besessen hat, ein halbes Jahrhundert lang einem schwachen, wehrlosen und armen Land wie den USA die Stirn zu bieten".

An dem OAS-Gipfel hatten alle amerikanischen Staaten außer Kuba teilgenommen, da die Mitgliedschaft des Karibikstaats 1962 auf Druck der USA ausgesetzt worden war. US-Präsident Barack Obama hatte bei dem Treffen in Trinidad und Tobago Kuba einen Neubeginn der beiderseitigen Beziehungen in Aussicht gestellt und ganz Lateinamerika ein partnerschaftliches Verhältnis angeboten. Das seit 1962 bestehende Embargo gegen Kuba hob er trotz der Forderungen vieler Gipfelteilnehmer aber nicht auf. Einige Staaten weigerten sich daher, die Abschlusserklärung des Gipfels zu unterzeichnen. (APA)