Wetterlage mit Symbolzugabe: Nun könnten "die Leute" auch guten Grundes in die Kulturhauptstadt kommen, meinte (wer sonst?) ein Taxifahrer über den Sonnenschein am Eröffnungstag. Und erst am Abschlusswochenende der Diagonale 2003 (29./30.3.) soll ein herannahendes Tief Wolken über Graz und das "Festival des österreichischen Films" bringen.
Gelegenheit auch, den Medienturm zu erklimmen - für Fernsicht wie für Multimedia-Nahaufnahmen.
Bilder der flüchtigen Welt von Manfred Neuwirth Dreikanalige Medieninstallation mit Surroundton. Bis 30.3., 14:00 - 19:00; Shuttleservice 14:00 - 16:00 ab Festivalzentrum
Mehr dazu unter medienturm.at
Oder sich am Freitagvormittag durch den Festivalgast Zelimir Zilnik wachrütteln zu lassen: Gemessen an Verve und Anekdotenreichtum seiner Filmvorstellungen dürfte es eine kurzweilige Lecture werden (Schubertkino 1; 11:00).
Ein Filmtitel sei als treffende Beschreibung des ex-jugoslawischen Regisseurs herangezogen: Wanderlust / Kud plovi ovaj brod (SLO/H/YU 98; Augartenkino, 28.3., 16:00 und
FZ im Rechbauerkino, 30.3., 20:30).
Für Ausführlicheres siehe den Artikel von Dominik Kamalzadeh
'Der Mensch in der Revolte'
Der bereits mehrfach mit Erfolg beschrittene Weg des jüngeren Österreichischen Kinos, in der (süd)östlichen Nachbarschaft auf Schauplatz- und Themensuche zu gehen, brachte mit Andrea Dusls Blue Moon (Royal, 30.3., 18:00) jüngst einen internationalen Dauerläufer - und mit Franz Novotnys YU nun eine krude B-Action-Groteske als Premiere.
Hinweis an dieser Stelle an ein viel versprechendes Sammelprogramm aus kürzeren Formaten: Die Rumänen von H. Holzfeind, Sarajewo Guided Tours von Isa
Rosenberger (Bild) und Sanad und Edis von N. Geyrhalter - zu sehen im Schubertkino 2, 28.3., 21.00 und Schubertkino 1, 30.3., 12.00.
Zwei Festivals sind "Dialog"-Gäste: Aus Slowenien, aus Portoroz, kommt The Road of Fraternity and Unity von der mit Vorschusslorbeeren bedachten Regisseurin Maja Weiss (Schubertkino 2, 29.3., 21.00).
Und in Ljubljana macht Igor Sterk in episodenhaft elliptischer Spielfilmform mit einer jungen neokapitalistischen "lost generation" und ihren Zeitvertreibvarianten bekannt (Schubertkino 1, 28.3., 20:30 und 30.3., 18:00; Bild).
Mehrere filmische Gäste kommen auch von der tschechischen "Finále Plzen", so etwa ein Battle for Life / Bitva o zivot von
Roman Vávra, Miroslav Janek und Vit Janecek (Augartenkino 28.3., 21:00; Rechbauerkino 29.3., 14:30; Bild).
Vom als Animationsfilmer mit surrealen Neigungen bereits weithin bekannten Jan Svankmajer stößt dazu eine art Opus magnum in Form seines vierten Langfilmes Otesánek / Little Otik (zu sehen noch im Schubertkino 1, 29.3., 23:00).
Als im Grunde erstaunlicher Publikumserfolg hat sich die Retrospektive des frühen wie legendären Filmautors Carl Mayer erwiesen: Fast volles Haus etwa bei der ersten Vorstellung von Hintertreppe (D 1921), seiner Zusammenarbeit mit dem vor allem als Bühnenregisseur bekannten Leopold Jessner. Die kuriose Kombination aus Naturalismus und Expressionismus kann am 30.3., 13:30 im Augartenkino noch einmal belächelt werden.
Für Ausführlicheres siehe den Artikel von Isabella Reicher
Ein "Pionier der Filmkunst"
Für eine beträchtliche thematische wie inhaltliche Bandbreite gut ist auch in diesem Jahr das Animations- / Kurzfilm- Programm am Samstag, den 29.3., um 18:00 im Schubertkino 1 (wie übrigens auch das direkt darauf folgende "pure" Kurzfilmprogramm):
Stefan Stratils weit gereister I'm a Star! trifft auf die Premiere von Auges anspielungsreich jazzigem Cartoon Haiku Who? und Gideon Kovals Vollfigurigkeit wie Reliefs interessant kombinierender Plastillin-Animation a star (Bild).
Der Rundgang schließt sich sinnig mit einem sicherlich diskutablen Lied von Attwenger, das von Siegried A. Fruehauf in Sun allerdings auf suggestiv minimalistische Weise bebildert wurde - im Rahmen der insgesamt hoch abstrakten VideoVisions.
Und da ja zur Zeit nur im vielsagend abwesenden Staatssekretariat verbuddelte Pläne und Namen über künftiges Was Wann Wo Auskunft geben könnten, folgt ein Kurzausflugstipp unter dem Motto "... solange es noch steht". (~hcl~)