Foto: Matthias Cremer

Denkt man darüber nach, wo einem das Perlzwieberl heute noch in freier Wildbahn begegnet, hat man schon so seine Mühe. Weil das Partyspießchen als solches ist ja schon ausgestorben, das Appetitbrot trifft man auch kaum noch an, Fondue ist gerade nicht mehr so wahnsinnig hipp, und in Sachen Tellergarnierung haben der "Rote Wurli" und Konsorten ebenfalls schon lange den Löffel abgegeben.

Also ganz verschwunden? Mitnichten, denn im Institut Taubenkobel wurde daran gearbeitet, das saure Zwieberl auf ein zeitgemäßes Niveau zu hieven, und zwar folgendermaßen: Statt des kleinen Zwieberls nahm man einigermaßen ausgewachsene Schalotten, die schon mal reichlich eigenen Geschmack mitbringen, legte sie nicht in herkömmlichen Branntweinessig ein, sondern in tatsächlich recht köstlichen steirischen Schilcheressig und tat grob gestoßenen Pfeffer, Knoblauch sowie noch ein paar Gewürze dran. Das Ergebnis ist absolut delikat, von belebender Säure und wertet jeden Anti- pasti-Teller einigermaßen auf, auch in Kombination mit kräftigen, luftgetrockneten Schinken ein Grund zur Freude. (floh, Der Standard/rondo/14/03/2003)