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Foto: STANDARD/Matthias Cremer

Bruno Kreisky hat das Pressefoyer erfunden. Es war eine lockere Plauderei mit Journalisten nach dem wöchentlichen Ministerrat. Kreisky hielt Kurzvorträge, warf ein paar gnädige Anmerkungen unter die Journalisten, ließ sich höfliche Fragen gefallen und maßregelte die wenigen vorlauten Medienleute, die aus der Reihe tanzten.

Fred Sinowatz, an und für sich ein Gemütlicher, ging dann doch etwas auf Distanz und legte das Pressefoyer als formelle Pressekonferenz an. Franz Vranitzky gab sich wieder lockerer und stellte sich generös und ungezwungen mitten in die Journalistenrunde hinein.

Es war Bundeskanzler Viktor Klima, der sich schließlich ein Stehpult mit durchsichtiger Platte hinstellen ließ, gelegentlich wurden im Hintergrund ein paar Flaggen arrangiert. Um nicht auch noch körperlich von den Journalisten allzu sehr bedrängt zu werden, ließ Klima eine rote Kordel zwischen sich und die Medien spannen.

Die darauf folgende VP-FP-Regierung übernahm erst die Stehpult-Idee von Klima, ehe Wolfgang Schüssel und Herbert Haupt nach der Neuauflage von Schwarz-Blau Platz nahmen - hinter einem futuristisch anmutenden Schutzschild, das sie bei der Premiere kaum überblicken konnten. "Wir sind keine Riesen", meinte Vizekanzler Haupt mit Rücksicht auf den Kanzler selbstlos, nächstes Mal wird die Barriere zu den Journalisten wohl ein paar Zentimeter kürzer sein.

Heidi Glück, die Sprecherin des Kanzlers, nahm die Erfindung des Sitzpultes auf sich, man wollte eben "etwas Neues" machen. Und bleibe jedenfalls dabei. Die Wand werde allerdings niedriger, der Architekt wurde auch beauftragt, die Füße zu ändern. Ansonsten sei das Pult total kameragerecht. (völ/DER STANDARD, Printausgabe, 13.3.2003)