Roth trank sich Ende der Dreißigerjahre im Pariser Exil zu Tode. Besorgte Freunde verfielen auf die Idee, den Kaisersohn Otto, damals ebenfalls im Exil in Paris, um eine Intervention zu ersuchen: Roth hielt der Habsburger-Monarchie, deren Untergang er in Radetzkymarsch (erschienen 1932) beschrieben hatte, die Treue.

Da war also der Kaisersohn und der Schriftsteller aus einem jüdischen Stetl in Galizien - beide vertrieben, machtlos und von Hitler bedroht. Und nun sollte der eine dem anderen sozusagen als sein Kaiser befehlen, mit dem Trinken aufzuhören.

Passierte das wirklich? Das fragte der Autor dieser Zeilen Otto von Habsburg am Rande eines Interviews zu dessen 95. Geburtstag.
"Natürlich", sagte Otto, "ich habe ihn da in seinem Hotel besucht und habe ihm ins Gewissen geredet, er soll mit der Sauferei aufhören."
"Und hat er es tatsächlich getan?"
"Eine Zeitlang schon, solang ich mit ihm geredet hab'."
Roth starb wenig später, im Mai 1939.
(Hans Rauscher, DER STANDARD, Printausgabe, 2.4.2009)