Der Erfolg von US-Präsident Barack Obama mit seinen wöchentlichen Videobotschaften im Internet hat offenbar auch die SPÖ motiviert. Via Youtube wirbt Kanzler Werner Faymann derzeit für mehr soziale Gerechtigkeit und Finanzmarktkontrolle in Zeiten der Wirtschaftskrise. "Werner Faymann ist der erste Bundeskanzler, der sich exklusiv über das Internet direkt an die Menschen in Österreich wendet", tönte die SPÖ am Mittwoch stolz. Mit der Premiere ist es freilich nicht weit her: Schon Alfred Gusenbauer hatte es vor eineinhalb Jahren mit einem Videopodcast versucht.

Inhaltlich Bekanntes

Der "Aufruf des Bundeskanzlers Werner Faymann" zeigt den SP-Chef an seinem, mit Akten überdeckten Schreibtisch sitzend, die österreichische und die Europa-Flagge im Hintergrund. Inhaltlich bietet Faymann im Wesentlichen Bekanntes zur Wirtschaftskrise: Festhalten an "unseren Werten", soziale Netze bewahren, Bildungs- und Gesundheitssysteme "die sich jeder leisten kann" sichern und in Zukunft "Spekulationen hintanhalten".

Gegen "Aufhetzer und Sprücheklopfer"

"Finanzprodukte, wie man sie eigentlich nur mit einem Casino vergleichen könnte, müssen der Vergangenheit angehören", sagt Faymann und fordert für die Zukunft mehr Finanzmarktkontrolle, bessere Bilanzrichtlinien für Unternehmen und "Ehrlichkeit". Darauf müsse man nach der Krise aufbauen - "Aufhetzer und Sprücheklopfer" und "jene, die nur Menschen gegeneinander aufhetzen wollen", könne man dabei nicht brauchen, so Faymann mit Blick auf die FPÖ.

Kein Blockbuster

Ein Blockbuster war der am Dienstagabend online gestellte Videoclip des SP-Chefs bisher nicht: Das Videoportal Youtube wies Mittwochnachmittag gerade einmal 343 Aufrufe aus. Ob sich die Österreicher für diese Art des Politmarketings begeistern lassen, ist allerdings ohnehin fraglich: Schon Faymann-Vorgänger Alfred Gusenbauer versuchte es vor eineinhalb Jahren nach dem Vorbild der deutschen Kanzlerin Angela Merkel mit einem Videopodcast, der es - gestartet am 26. Oktober 2007 - auf gerade einmal 14 Folgen brachte. Merkels Videobotschaften gibt es immer noch - schon in Folge 142. Das letzte Video Gusenbauers ging am 29. Mai 2008 online. Thema des vorletzten Gusenbauer-Podcast: Die "Finanzmarktkrise". (APA)