Wien - Im vergangenen Jahr machte der Bund insgesamt 24 Millionen Euro an Förder- und Infrastrukturmittel für die Pflichtschulen locker. Davon gingen zwei Millionen an das Land Wien für zusätzlichen Sprach- und Förderunterricht. Allerdings blieb gut die Hälfte des Geldes im Topf. Der Grund: Der Wiener Stadtschulrat war von "dieser äußerst positiven Maßnahme des Unterrichtsministeriums nicht informiert" . Das geht aus der Beantwortung einer Anfrage der Wiener Grünen an die vor kurzem zurückgetretene Bildungsstadträtin Grete Laska (SPÖ) hervor.

"Das ist eine Planungsfrage" , sagt Wolfgang Gröpel, Leiter der Abteilung allgemeine Pflichtschulen im Stadtschulrat. "Damit das Geld im Schuljahr 2007/8 verwendet werden hätte können, hätte man Mitte 2007 davon informiert werden müssen." Die an sich dringend benötigte, übriggebliebene Zusatzmillion - Wien hat österreichweit den höchsten Anteil an Ausländerkindern in allen Schularten - sei aber nicht verloren, die Rücklage werde man für Sprachförderung und Behindertenintegration aufheben.

"Derzeit ist es allerdings unmöglich, diesen zusätzlichen Geldsegen abzubauen" , sagt Gröpel. Als Fundament für jegliche Planung fungierten nämlich die Stellenplanrichtlinien - und solange die nicht von Unterrichtsministerin und Lehrergewerkschaft ausgehandelt seien, könne man das Geld nicht ausgeben.

"Es ist unbegreiflich" , sagt die grüne Bildungssprecherin Susanne Jerusalem, "dass genau dort, wo man's am dringendsten braucht, nicht alles Geld, das zur Verfügung steht, ausgegeben wird." Mangelnde Kommunikation zwischen Ministerium und Stadtschulrat sei schuld daran, dass 2008 nicht alle Wiener Pflichtschulkinder bestmöglichst gefördert wurden.

Von einem Verständigungsproblem könne keine Rede sein, sagt Nikolaus Pelinka, Sprecher von Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ), "in allen anderen Bundesländern hat's geklappt, wo in Wien das Problem lag, kann ich nicht kommentieren." Laut dem niederösterreichischen Landesschulratspräsidenten Hermann Helm wurden in seinem Bundesland diesbezüglich jedenfalls alle Mittel ausgeschöpft. (stem/ DER STANDARD-Printausgabe, 2. April 2009)