Wien - In der ÖVP regt sich Unmut über die schwarze EU-Liste. Einer derjenigen, die das auch öffentlich formulieren, ist der Nationalratsabgeordnete Michael Ikrath, im Zivilberuf Bankenmanager und Generalsekretär des Sparkassenverbandes. Er sagt dem Standard:"Ich bin persönlich und politisch enttäuscht, dass nicht Othmar Karas die Nummer eins geworden ist." Er habe in seiner Position Karas' Arbeit "extrem zu schätzen gelernt. Weil er enorm kompetent ist und weil er einen sehr hohen Stellenwert hat über die Fraktionsgrenzen hinaus." 

"Politisches Frontschwein"

Der jetzige Listenerste Ernst Strasser ist für Ikrath zwar "ein politisches Frontschwein". Aber entscheidend sei vielmehr, "dass wir einen kompetenten, durchsetzungsfähigen Delegationsleiter in Brüssel haben" . Ikrath will diese Frage daher noch einmal diskutiert wissen. Karas selbst hat in einem Interview mit dem Standard bereits abgewunken: Für die Position des Delegationsleiters wolle er nicht mehr kandidieren, diese Frage sei bereits mit der Spitzenkandidatur entschieden worden.

Für Ikrath muss Strasser jedenfalls "erst einmal beweisen, dass sein Herz wirklich für Europa schlägt". Und: "Er muss sich sehr schnell eine Europakompetenz aufbauen. Denn darauf sind wir in hohem Maße angewiesen." Ikraths Conclusio der bis zuletzt hinausgezögerten schwarzen Listenerstellung: In Sachen Personalpolitik könnte die ÖVP noch "sehr viel dazulernen". Aber seine Illusionen darüber, wie in Parteien Personalpolitik betrieben werde, habe er ohnehin schon längst verloren. (kmo/DER STANDARD-Printausgabe, 2. April 2009)