Bild nicht mehr verfügbar.

Im Volksbankensektor fühlte sich ÖVAG-Chef Franz Pinkl zuletzt nicht mehr wohlgelitten, nun soll er die Kärntner Hypo sanieren.

Foto: APA/Günter R. Artinger

Personeller Paukenschlag in der Hypo Group Alpe Adria. Der Noch-Chef der Volksbanken AG, Franz Pinkl, wechselt per 1. Juni ans Steuerrad der angeschlagenen Kärntner Bank. Dort muss er einen scharfen Kurs einschlagen.

***

Wien - Franz Pinkl, noch bis Ende April Chef der Österreichischen Volksbanken AG (ÖVAG), hat am Mittwoch wieder einmal einen Überraschungscoup gelandet. Erst vor einer Woche hatte der 53-jährige Niederösterreicher in der Aufsichtsratssitzung, in der die Aufnahme von einer Milliarde Euro Staatskapital abgesegnet wurde, wegen schwerer Verwerfungen mit dem Genossenschaftsverband unter Hans Hofinger den Hut genommen. Nun ist einer neuer Hut gefunden: Am 1. Juni wird Pinkl Vorstandschef der Klagenfurter Hypo Group Alpe Adria, gab das Unternehmen am Mittwoch bekannt.

In der ehemaligen Landesbank beerbt der Ternitzer den Deutschen Tilo Berlin, der seinerseits vor kurzem den Rückzug in sein angestammtes Gewerbe (Vermögensverwaltung) publik gemacht hat. Berlin hat, vom Haupteigentümer BayernLB dorthin gestreichelt, seinen Rücktritt der anspruchsvollen Restrukturierung der Hypo Group vorgezogen. Die Kärntner Bank ist in Österreich und elf Ländern Südosteuropas aktiv, hat jede Menge Sorgen und dürfte 2008 mit einem Verlust von rund 500 Mio. Euro abgeschlossen haben.

So wie Pinkl die Branche 2005 mit dem Kauf der Investkredit (und somit der inzwischen verstaatlichten Kommunalkredit) überrascht hat, agierte er auch bei seinem Jobwechsel: Nicht einmal seine langjährigen Vorstandskollegen waren in seine Pläne eingeweiht. Bayern-LB-Chef und Hypo-Präsident Michael Kemmer (einst Generalbevollmächtigter der deutschen DZ-Bank, die an der ÖVAG beteiligt ist) sieht in Pinkl "einen der besten Kenner des österreichischen und osteuropäischen Bankenmarktes", der mit seiner langjährigen Erfahrung die fokussierte Neuausrichtung der Hypo Group vorantreiben werde.

ÖVAG-Treasury-Vorstand Manfred Kunert streut auch Rosen: "In Kärnten wird ein neuer Franz Pinkl auftreten: Er ist gut, er kann was, und er hat in den schwierigen Zeiten hier sehr viel dazugelernt."

Die ÖVAG, der Pinkl seit 2004 vorsteht, ist vor allem durch die Kommunalkredit (Pinkl war Aufsichtsratschef) in die Bredouille geraten und wird für 2008 eine tiefrote Bilanz legen. Pinkl selbst hat sich im Sektor schon bei seinemAmtsantritt, nach dem plötzlichen Tod seines Vorgängers Klaus Thalhammer im Herbst 2003, Gegner gemacht. Unter ÖVAG-Präsident Pinkl war er selbst, damals Boss der Volksbank NÖ Süd, als Erster aus dem Rennen um den ÖVAG-Chefposten hervorgegangen.

Mit dem Genossenschaftsverband (die ÖVAG gehört ja mehrheitlich den "kleinen" Volksbanken) hat sich der "gute Analytiker und Vielarbeiter, aber anderen gegenüber skeptische Manager" (einBanker) auseinandergelebt - die Finanzkrise kam seinen Gegnern so gesehen gerade recht. Zwar brachte Pinkl seine Idee zum PS-Kapital durch; die Neuausrichtung der Kommunalkredit-losen ÖVAG in Abstimmung mit dem Verband überließ er aber lieber anderen.

Bei der Kärntner Hypo Group (Ex-Bank-Austria-Manager Anton Knett kommt auch in ihren Vorstand) kann Pinkl in unverspurte Landschaften einfahren; Parallelen zu seinem bisherigen Job gibt es. Pinkl wollte die ÖVAG stets "börsenfit" trimmen - und genau diese Vorgabe haben die schwer angeschlagenen Bayern ihrer Kärntner Tochter verordnet. (Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2..4.2009)