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Seit dem Jahr 2002 mischt Tchibo auf dem hart umkämpften Automarkt mit und bietet in Deutschland Kfz-Versicherungen an.

Foto: APA/dpa/Federico Gambarini

Wer bei Tchibo ein Set Unterwäsche und einen Toaster kauft, wird beim Bezahlen höflich gefragt, ob er denn auch noch etwas Kaffee brauche. Fast mutet es tapfer an, wenn die Damen hinter der Verkaufstheke die braunen Bohnen offerieren.

Denn Sachgüter, Finanzdienstleistungen und sogar Versicherungen gehören mittlerweile zum festen Standbein von Tchibo. Der Erfolg auch in fremden Marktsegmenten beruht in erster Linie auf dem Image des Kaffee-Rösters. Seit Jahrzehnten verbinden Kunden mit dem Namen Tchibo Kaffee zum günstigen Preis. Dieses Bild werde schnell auf andere Angebote übertragen, eine "geniale Idee", sind sich Branchenexperten einig. Für die Schnäppchen müssen die Kunden nicht einmal in eine der zahlreichen Filialen kommen, denn das Unternehmen gehört heute zu den größten deutschen Internet-Händlern.

Tchibo begann als Gemeinschaftsprojekt der Kaufleute Max Herz und Carl Tchilling-Hiryan 1949 in Hamburg als Postversand für Tchilling Bohnenkaffee. Schon bald wurde aus den Anfangsbuchstaben der Markenname Tchibo. In der Nachkriegszeit lockte das Unternehmen mit einem Kombi-Angebot: Kunden bekamen zusätzlich zu ihrem Kaffee ein Geschirr- oder Schnupftuch. In Zeiten des Wirtschaftswunders lockte vor allem die wieder verschließbare Kaffeedose. Der Grundstein der heutigen Geschäftsidee war geboren. Seit 1972 bietet der Handelskonzern Non-Food-Produkte an und überrascht mit einer wöchentlich wechselnden Gebrauchsartikel-Vielfalt.

Seit dem Jahr 2002 mischt Tchibo unter anderem auf dem hart umkämpften Automarkt mit und bietet in Deutschland mit der Gothaer-Tochter Asstel (bis 2004 mit der Axa-Versicherung) Kfz-Versicherungen an. Das Unternehmen wirbt damit, um bis zu 40 Prozent billiger zu sein als vergleichbare Anbieter. Die Deckungssumme für Personen-, Sach- und Vermögensschäden liegt dabei pauschal bei 100 Millionen Euro gegen Schadensersatzansprüche Dritter.

Zubehör wie beispielsweise ein Navigationssystem ist automatisch bis zu 5.000 Euro mitversichert. Darüber hinaus beinhaltet die Tchibo-Kfz-Versicherung eine beitragsfreie Mallorca-Deckung bei Unfällen mit einem angemieteten Auto im Ausland sowie ein tägliches Kündigungsrecht.

Vertragsabschluss

Der Abschluss der Versicherung kommt online oder über den Postweg zustande. Antragsformulare sucht man in den Tchibo-Filialen also vergebens.

Franz Floss, Chef des heimischen Vereins für Konsumenteninformation, kann an dem Produkt nichts aussetzen: "Warum nicht? Das Angebot scheint durchaus seriös." Auf persönliche Beratung müsse man allerdings verzichten. Informationen zur Versicherung gibt es ausschließlich über das Internet oder Hotlines bei der Asstel. Zur Zahl der Kunden hält sich Tchibo bedeckt.

Tchibo-Österreich bietet diese Kfz-Versicherungen nicht an. Manuela Schneider, Leiterin der Stelle für Presse und Kommunikation bei Eduscho Austria: "Jedes Land sucht sich seine Kooperationspartner individuell und auf die Käuferschicht zugeschnitten aus. Derzeit führen wir keine Gespräche mit Kfz-Versicherungen." Dass diese aber künftig angeboten werden könnten, wolle man "konkret nicht ausschließen".

In der Praxis würde es wohl einige Überzeugungsarbeit kosten, um den Österreichern das Produkt schmackhaft zu machen, glaubt man einer im Jänner veröffentlichten und von der VAV Versicherung durchgeführten Umfrage. Demnach sind Österreicher ihren Kfz-Versicherungen durchaus treu: So waren 38 Prozent seit mehr als zehn Jahren bei derselben Versicherung, erstaunlicherweise kannten aber 40 Prozent die exakte Höhe ihrer Versicherungsprämie nicht - nur 31 Prozent hingegen wussten genau, wie viel sie bezahlten. Bei den genannten Summen ergab sich ein Mittelwert von 848 Euro pro Jahr für die durchschnittliche Kfz-Versicherung. 48 Prozent der Befragten hielten ihre Versicherungsprämie für zu teuer. (Sigrid Schamall)