Das Frauennetzwerk "Wide – Women in Development Europe" sieht im am Mittwoch Abend beginnenden Treffen der zwanzig größten Industriestaaten eine Fortsetzung der Politik, die die Welt in die schwerste Krise seit 1930 geführt hat. Frauen kämen in den Szenarien zur Krisenbekämpfung kaum vor, moniert Wide: "Es zeichnet sich aber jetzt schon ab, dass es weltweit wieder die Frauen sein werden, die die Hauptlast zu tragen haben werden. Die männlichen Eliten aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Medien haben diese Krise verursacht – sie werden kaum diejenigen sein, die die Welt aus dieser Krise wieder herausführen können."

Frauenpolitische und ökologische Perspektiven

Deshalb fordert das Netzwerk eine breite demokratisch organisierte Diskussion, bei der Frauenorganisationen in die Entscheidungsprozesse mit einbezogen sind. Außerdem brauche es die Einbeziehung der armen Länder des Südens und Ostens, wenn es um eine Neugestaltung des Wirtschafts- und Finanzsystems geht. Da der Klimawandel die Lebensbedingungen der armen ländlichen Bevölkerung weltweit noch zusätzlich verschärft, müsse Klimaschutz zentrales Thema des Treffens der mächtigsten AkteurInnen am G-20 Gipfel sein, so Wide.

Ausgehend von der Tatsache, dass sechzig Prozent der ärmsten Milliarde Menschen derzeit schon Frauen sind, sei die ILO-Ankündigung, dass 22 Millionen Frauen in Folge der Krise ihre Erwerbsarbeit verlieren werden, laut Wide "ein Alarmzeichen". Die derzeitigen Konjunkturpakete seien "geschlechterblind und geben kaum Impulse für einen ökologischen Umbau der Wirtschaft". Die Wertschöpfung der arbeitsintensiven Bereiche wie Pflege, Bildung, Gesundheit laufe in der Krise weltweit Gefahr, wieder in unbezahlte Frauenarbeit abzugleiten.

Finanzmarktaufsicht und Frauenquoten

Anstatt die ärmsten Länder bei der Bewältigung der Krise verstärkt zu unterstützen – und dabei der Selbstverpflichtung zur Erhöhung der Entwicklungszusammenarbeit auf 0,5 Prozent des BNP bis 2010 schrittweise nachzukommen – spart Österreich bei der EZA, wie die jüngsten OECD-Daten zeigen. Wide fordert deshalb anlässlich des G-20 Gipfels die demokratische Mitgestaltung der Reformen durch alle "Stakeholder", die Einführung einer europaweiten Finanztransaktionssteuer, eine Rückkehr zum Umlagesystem für die Pensionssicherung sowie die Schließung von Steueroasen. Eine globale Finanzmarktaufsicht und die Demokratisierung oder gar Abschaffung des Internationalen Währungsfonds steht ebenfalls auf der Forderungsliste. Außerdem sie die Ausrichtung von Konjunkturpaketen an den Bedürfnissen von Frauen und nach ökologischen Kriterien unabdingbar, so Wide, ebenso wie die gezielte Förderung des sozialen Dienstleistungssektors und  der Ausbau der Entwicklungsfinanzierung. Letztlich schließt sich Wide auch dem Ruf nach einer höheren Frauenquote - in diesem Fall vierzig Prozent - in Aufsichtsräten an.  (red)