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Der 70-jährige Trainerroutiner Miroslav Berek führt Österreichs Frauen in ihre erste B-WM.

Foto: APA/Fribes

Wien - Im Jahr 1912, unmittelbar nach Gründung des Österreichischen Eishockey-Verbandes, nahm erstmals eine Herren-Nationalmannschaft an den später annullierten Europameisterschaften teil. Es sollte 89 Jahre dauern, ehe auch eine österreichische Damen-Nationalmannschaft ihren Spielbetrieb aufnahm. Auf private Initiative gab es am 31. März 2001 in Villach (1:4) das erste Länderspiel der Österreicherinnen, die sich innerhalb von acht Jahren in die Top 15 vorgearbeitet haben, aber immer noch um Wahrnehmung und Anerkennung kämpfen.

Erste Ansätze von Damen-Eishockey gab es in den 80er Jahren in Kärnten, 1998 wurden in Wien (Vienna Flyers), Innsbruck (Red Angels) und St. Johann/Tirol (Wildcats) die ersten Damen-Clubs gegründet. Drei Jahre später wurde eine Damen-Nationalmannschaft gebildet, als Initiatoren dürfen sich der ehemalige Herren-Teamchef Ken Tyler und der Vorarlberger Martin Kogler, mittlerweile Leiter der Division Damen im ÖEHV, bezeichnen. Tyler machte um die Jahreswende 2000/01 auf die international steigende Bedeutung von Damen-Eishockey aufmerksam, Kogler nahm die Idee auf.

In Österreich gab es damals insgesamt rund 100 Spielerinnen und eine Liga mit fünf Vereinen (zweimal Wien, Innsbruck, St. Johann und Villach) mit bescheidenem Niveau, ein Staatsmeister wurde noch nicht ermittelt. Die Vereine wurden eingeladen, je einen Block (zwei Verteidiger, drei Stürmer) für das Länderspiel gegen Ungarn zur Verfügung zu stellen. Denise Altmann, damals 13 Jahre alt und auch heuer dabei, erzielte den Debüt-Treffer. Einige Monate später wurde die Division Dameneishockey bei der Jahreshauptversammlung des ÖEHV ins Leben gerufen.

Acht Jahre später spielen 650 Frauen Eishockey, darunter 370 Nachwuchsspielerinnen. Österreich organisiert drei internationale Ligen. Die EWHL mit den Ravens Salzburg (Platz 4 in EWHL) und SG Sabres/Flyers United aus Wien (7. EWHL) sowie den Meistern aus Deutschland, Tschechien, Slowakei, Slowenien und Kroatien sowie dem Vizemeister aus Deutschland sieht sich als vielleicht viertstärkste Liga in Europa. Die DEBL spielt mit sieben rot-weiß-roten Damenteams und einem slowenischen, die 2. Division hat neben fünf heimischen auch einen Gastclub aus Slowenien. Der österreichische Meistertitel, der heuer an die Ravens (im Finale gegen Sabres/Flyers) ging, wird wie ein Cup ausgespielt.

Nationalteams gibt es bis zur U15 hinunter, das A-Team hat seit der erstmaligen WM-Teilnahme vor fünf Jahren den Sprung in die erste Hälfte der Damen-Klasse geschafft. Kapitänin Kathi Janach und Co. gelang im Vorjahr, in dem 33 Nationen an Damen-Weltmeisterschaften teilnahmen, bei der C-WM in Finnland der Aufstieg in die Division I (B-WM) und damit unter die besten 15 Mannschaften. Diese Klasse wollen die Damen und Mädchen bei der B-WM ab Samstag in Graz halten.

Und das alles um rund 100.000 Euro, die dem gesamten Damen-Eishockey in Österreich zur Verfügung steht. "Wir haben kein eigenes Budget, aber wir bekommen vom Verband Anteile von Förderungen und Gebühren. Mit Sponsoren sieht es sehr düster aus, aber durch unsere Erfolge fängt es ein bisschen an", erklärte Kogler.

Dennoch heißt es sparen, wo es geht. In der ersten Vorbereitungsphase für die B-WM war eine Jugendherberge mit Zimmern für sechs bis acht Mädchen die Schlafstelle. "Es gibt keine Vorwürfe von den Frauen, aber begeistert sind sie natürlich nicht", sagt Kogler. Und sollte es künftig mehr Mittel geben, ist das Ziel groß: Die Olympischen Spiele 2014 in Sotschi.

Die Damen spielen ohne Checks, Körperkontakt lässt sich bei dem Tempo aber nicht verhindern. Bis 17 Jahre dürfen Mädchen auch bei Burschen-Mannschaften mitspielen. (APA)