In Sachen "Wearable Technologies" werden zahllose Ideen kreiert, wie die in Sonnenbrillen integrierte Freisprechanlage.

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"Wearable Technologies" ist Bekleidung, in die Elektronik oder elektronische Geräte eingearbeitet ist, aber auch neue Materialien, die Funktionen weit über den herkömmlichen Gebrauch von Bekleidung erst zulassen. Jacken mit eingebauter GPS-Ortungsfunktion oder Solarpanels, Handschuhe und T-Shirts mit integriertem MP3-Player oder Trikots, die den Herzschlag überwachen oder sportliche Leistungen messen, sind längst keine Zukunftsmusik mehr. Denkbar ist aber auch Kleidung, die den Ernährungszustand überwacht und damit Pflegern in Altenheimen unter anderem Auskunft über die Wasserversorgung ihrer Patienten gibt.

Im EU-Projekt Context tüfteln Wissenschafter an einer Technik, die wie Tennislehrer, Volleyballtrainer oder Tanzlehrer ersetzen soll. Dabei messen Sensoren in der Kleidung jede Muskelbewegung, und ein handygroßer Mini-PC wertet diese aus. Wenn Fehler im Bewegungsablauf erkannt werden, gibt das System über ein Display oder über Bluetooth-Ohrstöpsel Verbesserungsvorschläge. Die Idee dafür stammt von Biomedizinern der Universität Leuven in Belgien. Für ihre Studien suchten sie nach einer Möglichkeit, die Anspannung ihrer Probanden zu messen. Die Wissenschafter erhoffen sich, dass die europäische Context-Technik darüber hinaus den Weg für völlig neue Anwendungen öffnet.

Auch bei Wearitatwork, einem weiteren EU-Projekt, versuchen Forscher, Elektronik in Kleidung zu integrieren. Von oben bis unten mit Technik ausgestattete Anzüge sollen etwa die Arbeit von Feuerwehrleuten sicherer machen. In die Schutzkleidung eingearbeitete Sensoren sollen Auskunft über Herzschlag, Körpertemperatur und Blutsauerstoffgehalt geben und die Einsatzleitung über die Verfassung der Brandbekämpfer informieren. Detektoren in den Stiefeln sollen giftige Substanzen erkennen.

Beobachter glauben, dass die Nachfrage nach intelligenten Textilien jährlich jedenfalls um zehn bis 20 Prozent ansteigen wird. Das US-Marktforschungsunternehmen Venture Development erwartet im kommenden Jahr einen weltweiten Umsatz von 700 Millionen US-Dollar durch Hightech-Textilien.

Wearable Technologies waren auch Thema bei den Hetzendorfgesprächen der Modeschule Hetzendorf vergangene Woche in Wien. Dabei gab Sabine Seymour einen Einblick in Projekte, Materialien und Inspirationen zu "Fashionable Technology", deren Fokus die Oberfläche der Kleidung darstellt. Seymour hat eine Professur an der Parsons - The New School for Design in New York und unterrichtet an der Linzer Universität für Kunst und Industriedesign. Der Einsatz von Bekleidung als interaktive, elektronische Fläche eröffne bald eine Reihe neuer Anwendungen, stellte sie in diesem Zusammenhang fest. (fei/DER STANDARD, Printausgabe, 01.04.2009)