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Foto: AP/Silverman

Vor 13 Jahren war er schon einmal Israels Ministerpräsident, damals der jüngste, den das Land je hatte, und bisher der einzige, der nach der Staatsgründung geboren wurde. Ob er jetzt bei seinem Comeback, wie sein Lager versichert, tatsächlich ein neuer, gereifter oder doch der alte kantige Benjamin Netanyahu ist, dem damals nach drei Jahren alle Partner davonliefen, das werden die Israelis jetzt am eigenen Leib erproben. Skeptiker versuchte Netanyahu noch am Tag vor seiner Angelobung durch wohltemperierte Töne zu beruhigen: "Die Regierung, die ich jetzt bilde, wird alles tun, um einen gerechten, dauerhaften Frieden mit unseren Nachbarn und der ganzen arabischen Welt zu erreichen", sagte Netanyahu im Parlament. Der Ausdruck "Zwei-Staaten-Lösung" kam allerdings nicht über seine Lippen.

Geboren wurde er 1949 in Tel Aviv. Berühmtestes Familienmitglied ist sein älterer Bruder Jonathan, der 1976 als einer der Kommandanten der legendären Geiselbefreiung in Entebbe, Uganda, ums Leben kam und zu einem Nationalhelden wurde.

Nach seinem Militärdienst studierte Netanyahu an verschiedenen US-Universitäten Architektur, Betriebswirtschaft und Politik. Mit 33 wurde er für die Diplomatie und die Politik entdeckt, mit 35 fungierte er schon als Israels beredter UN-Botschafter in New York. 1993 konnte er im Kampf um den Vorsitz des damals in die Opposition verwiesenen rechtskonservativen Likud wesentlich erfahrenere Rivalen besiegen. Im Parlament wetterte er gegen die Oslo-Abkommen mit den Palästinensern, und Gegner warfen ihm vor, zu jener aufgehetzten Atmosphäre beigetragen zu haben, in der 1995 der damalige Premier Yitzhak Rabin ermordet wurde.

Doch als Netanyahu 1996 selbst Premier wurde, zeigte er Flexibilität. Er verhandelte mit Palästinenserchef Yassir Arafat, den er bis dahin als Terroristen geächtet hatte. Und Netanyahu war die erste Führungsfigur der Rechten, die den Palästinensern Land übergab.

Unter dem Likud-Premier Ariel Sharon war er ab 2002 Außenminister und dann Finanzminister. Die Räumung der jüdischen Siedlungen in Gaza wollte er aber nicht mitmachen - Sharon wurde vom Netanyahu-Flügel praktisch aus dem Likud gedrängt.

Eine der Lehren des gereiften Netanyahus soll darin bestehen, dass er beim Familienleben Diskretion hält. Das Benehmen seiner dritten Frau Sara, mit der er zwei Söhne hat, hatte früher Negativschlagzeilen gemacht. Aus seiner ersten Ehe hat Netanyahu eine Tochter. (Ben Segenreich/DER STANDARD, Printausgabe, 1.4.2009)