Leipzig - Die sogenannte Perm-Trias-Grenze vor 251 Millionen Jahren markiert die Trennlinie zwischen Erdaltertum und Erdmittelalter - festgemacht an einem gewaltigen Ereignis in der irdischen Ökosphäre: Von allen bekannten Massensterben fand zu diesem Zeitpunkt das größte statt. Drei Viertel aller an Land lebenden Arten verschwanden damals, in den Ozeanen war die Aussterberate in manchen Tierstämmen noch höher - die sich daraus ergebenden Verschiebungen in der Artenverteilung läuteten ein neues Zeitalter ein.

Theorien zum Auslöser der damaligen Katastrophe gibt es verschiedene, darunter auch die "üblichen Verdächtigen" wie der Einschlag eines Asteroiden oder massiver Vulkanismus. Ein ganz andere Hypothese präsentiert nun ein internationales Forscherteam: Ihmzufolge könnten  Halogenkohlenwasserstoffe aus Salzseen die Pflanzenwelt schwer geschädigt und für die Ausbreitung von Wüsten gesorgt haben. Die Folge "einer komplizierten Wirkungskette" war ein Verlust der Lebensgrundlagen vieler Arten und könnte Auslöser für das Massensterben gewesen sein, schreiben die Forscher in der aktuellen Ausgaben des russischen Fachmagazins "Doklady Earth Sciences".

Brisante Ausgangslage

Damals gab es auf der Erde ungemein große Salzseen - allein das Zechstein-Meer auf dem Gebiet des heutigen Europa war mit 600.000 Quadratkilometern fast so groß wie Frankreich. "Unsere Berechnungen zeigen, dass die Luftschadstoffe aus großen Salzseen wie dem Zechstein-Meer katastrophale Auswirkungen gehabt haben müssen", erklärte Mitautor Ludwig Weißflog vom Helmholtz Zentrum für Umweltforschung in Leipzig. Die Forscher aus Russland, Österreich, Südafrika und Deutschland verglichen für ihre neue Theorie biochemische Prozesse damals und heute.

Die Theorie könnte "ein Puzzlestück sein, das dazu beiträgt, das Rätsel um das größte Massensterben" zu lösen. Ludwig: "Ob die Halogenkohlenwasserstoffe aus den Salzseen dafür allein verantwortlich sind oder ob es eine Kombination verschiedener Faktoren war und Vulkanausbrüche, Meteoriteneinschläge oder Methanhydrate ebenfalls eine Rolle spielten, bleibt offen." (APA/dpa/red)