Hans Hollein hat in Wien zuletzt das Bürogebäude "Die Welle" am Stadtpark realisiert.

Foto: Ch. Fischer

Hans Hollein.

Foto: Ch. Fischer

Im Gegenteil: In allen Erdteilen wird geplant und gebaut.Ein lebenslanger Grenzüberschreiter

***

Wien - Dass Kulturministerin Claudia Schmied und Wiens Planungsstadtrat Rudolf Schicker morgen zu einer Geburtstagsparty in seine "Wolke" im Saturn Tower bitten: Ja, sagt Hans Hollein, das freut ihn sehr. Schließlich sei er von Österreich nicht gerade im Überschwang verwöhnt worden, zumindest nicht, wenn man es mit seiner internationalen Auftragslage vergleicht: Vor wenigen Wochen gewann er einen Wettbewerb in Shenzen; in Taipeh entstehen gerade neun Wohnhochhäuser am Rande des Mangrovenwaldes. In Lima sind, nach dem Headquarter einer Bank, eine Corporate University und ein Wolkenkratzer im Bau.

Sicher, zuletzt gab es auch in Österreich prestigeträchtige Aufträge, u. a. in St. Pölten das Niederösterreichische Landesmuseum; das Bürohaus "Die Welle" am Wiener Stadtpark; der Saturn-Tower in der Donau-City. Doch noch in den 1980er-Jahren wurde das Haas-Haus am Stephansplatz heftig bekämpft. Dass es realisiert wurde, verdanke er, so Hollein, vor allem dem damaligen Bürgermeister Helmut Zilk.

"Das kann man Wien nicht zumuten", habe es jedenfalls schon bei seinem allerersten Bauauftrag 1965 geheißen; sechs Entwürfe für das Kerzengeschäft Retti musste er im Magistrat einreichen, jeder wurde abgelehnt. "Schließlich habe ich eine Minimaleinreichung im Maßstab 1:100 gemacht; das wurde genehmigt, weil man nichts genau erkennen konnte."

Der Laden am Graben war, im Vergleich zu seinen vielen Museen und Wolkenkratzern und Wohnhäusern und Bürotürmen in Asien, Europa, Nord- und Südamerika, die noch folgen sollten, wahrlich ein kleiner Auftrag. Aber für Hollein ein großer Erfolg: Ausgezeichnet mit dem Reynolds Memorial Award, wurde es zum vielbeachteten internationalen Architekturjuwel. "Das Preisgeld von 25.000 Dollar war höher als die Baukosten", vergisst Hollein in keinem Interview vergnügt zu erwähnen. Damals, in den 60er-Jahren, erfand Hollein auch sein winzigstes Werk - die Architektur-Pille als eine Art Aufputschmittel für zeitgenössische Baukunst: "Man kann die Pille der Hagia Sophia schlucken und hat sie dann im Kopf."

Hollein, einer der international gefragtesten Architekten, langjähriger Kunst-, später Architektur-Biennale-Kommissär für Venedig, ausgezeichnet u. a. mit dem Großen Österreichischen Staatspreis und - als einziger Österreicher - mit dem Pritzker-Preis, dem Nobelpreis für Architektur, ist ein lebenslanger Grenzüberschreiter. Erfolgreicher Ausstellungsmacher, Lehrer, Designer, Objektkünstler. Das Pariser Centre Pompidou hat 40 Holleins in der Sammlung, nicht viel weniger das MoMa in New York. Und Österreich? Da besitzt die Albertina genau eine kleine Skizze.

Auch deshalb freut sich Hollein über das Fest ihm zu Ehren. (Andrea Schurian, DER STANDARD/Printausgabe, 30.03.2008)