Melbourne - Der 14. April wird ein wegweisender Tag für die Formel-1-Saison. Erst dann entscheidet das Berufungsgericht der FIA endgültig über die Legalität der umstrittenen Diffusoren von Brawn GP, Toyota und Williams. Erst dann stehen die Sieger der beiden Auftaktrennen am Sonntag in Australien und eine Woche später in Malaysia endgültig fest. Und auch das weitere technologische Wettrennen beeinflusst die Entscheidung erheblich.

Brawn GP hatte am Samstag das Qualifying für das Auftaktrennen in Melbourne dominiert. Aber nicht nur deshalb läuft die Konkurrenz gegen die Diffusoren Sturm. "Diese Bauweise zuzulassen, würde ein völlig neues Feld aerodynamischer Möglichkeiten eröffnen", erklärte Red-Bull-Teamchef Christian Horner gegenüber der APA - Austria Presse Agentur. Der Diffusor, das hintere Ende der Unterböden, ist aerodynamisch nämlich ein Schlüsselfaktor.

Red Bull hat durch die kreative Bauweise von Stardesigner eines der schnellsten Autos ohne umstrittenen Diffusor konstruiert. Diesen Vorteil will sich das österreichisch-englische Team nicht nehmen lassen. Die FIA-Sportkommissäre hatten in Australien allerdings bereits einen Protest von Red Bull, Ferrari und Renault abgewiesen. Dagegen legten die jeweiligen nationalen Verbände - für Red Bull die österreichische OSK - nun Berufung ein.

Die Chancen auf eine Revidierung durch das FIA-Gericht in Paris scheinen gering. Daher arbeitet auch die Konkurrenz bereits an ähnlichen Lösungen wie Brawn. Durch die Komplexität der Aerodynamik sind Änderungen aber besonders zeit- und kostenintensiv. "Wir müssten das komplette Heck verändern. Das verursacht unglaubliche Kosten", betonte Horner. "Wenn das System für legal befunden wird, dann wird uns aber nichts anderes übrig bleiben."

Zu überlegen sind die Brawns. Fünf der besten acht Autos kamen in der Melbourne-Quali aus der Diffusor-Fraktion. "Auch die anderen Teams hätten diese Idee haben können", erinnerte Teamchef Ross Brawn, der sich ein Schlupfloch im neuen Reglement zunutzegemacht hatte. Die neue Wunderwaffe hat bisher allen Kontrollen durch die FIA standgehalten, die dadurch erfolgende Öffnung des Regulativs hätte laut Horner aber weitreichende Folgen.

"Die Formel 1 würde noch schneller werden. Rundenzeiten gehen hinunter, die Geschwindigkeit geht hinauf. Das ist ein Widerspruch zu dem, was wir mit dem neuen Reglement eigentlich erreichen wollten", erinnerte der Red-Bull-Teamchef. Die Pole-Position-Runde von Jenson Button im Brawn war ohnehin nur 0,13 Sekunden langsamer als jene von Kimi Räikkönen im Vorjahr. Sollte der Engländer seinen zweiten GP-Sieg einfahren, hätte er aber erst nach Ostern Gewissheit darüber. Bis dahin stehen die Ergebnisse unter Vorbehalt. (APA)