Wien - Der Burgtheater-"Kongress" Symmetrien des Abschieds versöhnt mit der oftmals als kühl verschrieenen Unzugänglichkeit der allmählich wirklich zu Ende gehenden Ära Bachler. Vom Erdgeschoß bis zum Dach wird während zweier Tage - auch noch heute, Samstag, ab 20 Uhr - ein Labor der halbwegs bequem zu erlangenden Einsichten errichtet. Wer mag, verabredet sich in einer der zahlreichen Logen mit einem temporären Experten des Lebewohls zu einem so intimen wie hoffentlich ertragreichen Vier-Augen-Gespräch.

Doch damit nicht genug: In Carmen Brucics und Elisabeth Fieges Ganz-Gebäude-Skulptur werden alle Hierarchien erfolgreich aufgehoben. Man überlässt sich gerne der Anleitung durch charmante Hostessen. Natürlich sind es mehrerlei Paar Lackschuhe, ob man Burg-Chef Bachler zum Rendezvous in einer Rang-Loge trifft - heute Samstag jeweils um 20, 20.25 sowie um 22 und 22.25 Uhr - oder eine zum Tode erkrankte Person, oder einen Fernseh-Boulevard-Journalisten, oder eine so genannte (gewesene) "Sahara" -Geisel.

Jeder, der mag, darf sich das Haus am Ring erwandern. Alle Personen genießen im Licht der Burgtheater-Öffentlichkeit tendenziell dieselbe Wertschätzung: Wichtiger als die teils langweiligen "Erlebnisstationen" mit Tangotänzern und FM-4-DJ's ist daher die Einsicht: Die Burg, obzwar kaiserlichen Ursprungs, ist nach wie vor eine unverzichtbare Einrichtung (lokaler) demokratischer Stimmungsbildung. Ein vergnüglicher Kirmes muss daher auch keine Kunst sein. (Ronald Pohl/DER STANDARD-Printausgabe, 28./29. März 2009)