"Waldbauernflade" von Kasses: Das offiziell beste Brot im Land.

Foto: Matthias Cremer

Wien - Im Jahr 1980 gab es in Wien 1000 Bäckerbetriebe. Heute sind es gerade noch 60. Inzwischen kommt das täglich Brot meist aus dem künstlich parfümierten Backshop oder Supermarkt, wo tiefgefrorene Teiglinge mittels Heißluft und Triebmittel in brotähnliche Substanzen verwandelt werden.

Echtes Brot aber braucht Zeit, Hingabe - Zutaten, die zusehends Mangelware sind. Deshalb, so TV-Journalistin Barbara Van Melle, habe sie als Obfrau von Slow Food Wien eine Experten-Jury zum Brot-Test gebeten, um das beste Brot des Landes zu ermitteln - und dem Brot als ursprünglichem Lebensmittel wieder entsprechende Aufmerksamkeit zu schenken: "Wir wollen Produzenten auszeichnen, die wahre Lebensmittel-Handwerker sind und traditionelle Verarbeitungsmethoden hochhalten".

So wurden Bäcker, die auf Fertig-Backmischungen verzichten, aufgefordert, Brote aus natürlichem, selbst erzeugtem Sauerteig einzusenden. Weil es um typisch österreichisches Brot gehen sollte, wurde ein Roggenanteil von mindestens 80 Prozent gefordert.

Die Jury, neben Van Melle Steirereck-Senior Heinz Reitbauer, Feinkost-Spezialistin Irene Pöhl, Haubenköchin Ella de Silva (Finsterer Stern), Oliver Kitz vom Hauptsponsor Casinos Austria und Standard-Restauranttester Severin Corti, kosteten 26 Brote aus Bäckereien zwischen Lech/Arlberg und Müllendorf/Burgenland, wobei jeweils eine Scheibe vom frischen und eine vom fünf Tage alten Laib getestet wurden. Weil manche Bäcker schwindelten (frisches Brot wurde als altbacken deklariert), flogen drei Brote aus der Wertung.

Bei einer Gala im Casino Baden wurden Donnerstagabend die Preisträger geehrt. Das mit Respektabstand beste Brot kam von Bäcker Erich Kasses aus Thaya im Waldviertel, der unter anderem auch Meinl am Graben beliefert, gefolgt von der Wiener Traditionsbäckerei Schrammel und der Bäckerei Pölzelbauer in Brunn/Pitten (NÖ). Zahlreiche, teils sehr prominente Namen folgen auf den Plätzen. Die Liste der besten Bäcker Österreichs ist (siehe unten) im Internet nachzulesen.(red/Der Standard, Printausgabe 27.03.2009)