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Luc Rousselet, Chef von 3M in Frankreich, wurde nach 24 Stunden "Büroarrest" am Donnerstag von seinen Mitarbeitern wieder freigelassen. Paris will nun Managerbonifikationen neu regeln.

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Paris/Edinburgh - Der Frankreich-Chef des US-Technologiemischkonzerns 3M, Luc Rousselet, wurde nach 24 Stunden "Geiselhaft" in einer Fabrik in Pithiviers am Donnerstag wieder frei gelassen. Er musste aber zuvor besseren Konditionen für jene 110 Arbeiter zustimmen, deren Stellen er zuvor gestrichen hatte. Rousselet verließ am Morgen sein zuvor verbarrikadiertes Büro, unter Buhrufen von etwa zwei Dutzend Arbeitern.

Manager in ihre Büros einzusperren wird offensichtlich eine gängige Methode in Arbeitskonflikten in Frankreich heutzutage. Die Polizei weigerte sich bisher einzugreifen, um Raufereien mit Arbeitern zu umgehen. Anfang des Monats hielten Arbeiter den Geschäftsführer und den Personalchef von Sony Frankreich fest, um ebenfalls bessere Konditionen bei Kündigungen herauszuholen.

Gewaltsame Aktionen gegen Manager greifen um sich: Nahe der schottischen Hauptstadt Edinburgh verwüsteten Unbekannte in dieser Woche das Haus des früheren Chefs der Bank of Scotland, Fred Goodwin, und schlugen Scheiben seiner Mercedes-Benz-S-Klasse-Limousine ein. Goodwin bekommt nach seinem Rücktritt im vergangenen Jahr jährlich 700.000 Pfund (757.371 Euro) Pension. 2008 machte RBS einen Verlust von mehr als 24 Mrd. Pfund. Goodwin - wegen seiner Sparpläne "Fred the Shred" (Fred, der Zerkleinerer) genannt - weigerte sich, auf einen Teil seiner Pension zu verzichten. Der Staat hat der RBS mit 20 Mrd. Pfund geholfen.

Auch die Wut gegen die von Conti geplante Werksschließung in Clairoix in Nordfrankreich ebbt nicht ab. Wirtschaftsministerin Christine Lagarde hat Contis Pläne schon öffentlich infrage gestellt. Die "wirtschaftliche Rechtfertigung" sei "höchst zweifelhaft".

Keine Rückzahlung

Doch viele Manager pochen nach wie vor, trotz sich der umschlagenden öffentlichen Stimmung, auf die Erfüllung ihrer Verträge: Europäische Manager des von der US-Regierung mit 180 Mrd. Dollar ausgestatteten Versicherers AIG wehren sich gegen die Rückzahlung ihrer Boni. Der Chef der Abteilung für Finanzprodukte in London, Gerald Pasciucco, hat von erpresserischen Forderungen der US-Behörden gesprochen. Die meisten Angestellten hielten das Ansinnen für "beleidigend". Das US-Repräsentantenhaus verabschiedete wie berichtet ein Gesetz zur AIG-Boni-Rückforderung.

In Frankreich kündigte der Sprecher der Regierungspartei UDF an, dass bis Sommer ein Gesetz verabschiedete werden soll, das die Boni in Firmen regelt, die Staatshilfe bekommen. "Es kommt nicht in Frage, dass das Geld der Steuerzahler dazu dient, dass gewisse Chefs oder Topmanager dieses Geld für sich abziehen", hieß es in Paris. (Reuters, red, DER STANDARD, Printausgabe, 27.3.2009)