Wien - Der Rückzug des traditionsreichen Klavierbauers Bösendorfer aus Wien ist von Dissonanzen begleitet. Es geht um eine fünfjährige Standortgarantie, die Yamaha bei der Übernahme des Unternehmens von der Bawag Ende 2007 gab. Experten sehen die Vereinbarung gebrochen und einklagbar. Es sei zudem der mögliche erste Schritt für den gänzlichen Abzug von Produktion und Vertrieb aus Österreich. Bei der Bawag war keiner für eine Stellungnahme erreichbar.

Bösendorfer übersiedelt Verkauf und Verwaltung nach gut 140 Jahren in den kommenden zwölf Monaten vom vierten Gemeindebezirk nach Wiener Neustadt, berichtete der Standard am Donnerstag. Der Bösendorfer Saal wird aufgelassen. Ziel ist, Kosten zu sparen. Die Jahresmiete für das historische Gebäude liegt bei rund 230.000 Euro. Die Branche erwartet, dass dort künftig Wohnungen entstehen, die weit höhere Mieten einbringen.

Bösendorfer hat schon unter der Bawag hohe Verluste erzielt. Von Managementfehlern war die Rede, vom Versagen des Vertriebs. Yamaha konnte das Steuer nicht herumreißen. Auf den jüngsten wichtigsten internationalen Messen in Los Angeles und Frankfurt waren die Wiener nicht mehr vertreten. Das Vorjahr brachte Verluste von mehr als drei Mio. Euro. 160 Mitarbeiter sollen gerade einmal 300 Klaviere gefertigt haben. Eine Handvoll soll im Februar verkauft worden sein.

Christine Köberl zieht sich aus dem operativen Geschäft zurück. "Ich bleibe beratend tätig", sagt sie.

Weltweit ist der Absatz von Klavieren in den vergangenen 15 Jahren in der ganzen Branche um gut die Hälfte eingebrochen, erzählt der Bundesinnungsmeister der Instrumentenbauer, Wolfgang Merta. Neben Bösendorfer hat auch der Marktführer Steinway in Hamburg Kurzarbeit beantragt. Selbst Billigwerke in China sperrten zu. (Verena Kainrath, DER STANDARD, Printausgabe, 27.3.2009)