Dass die neue E-Klasse mit technischen Schmankerln sonder Zahl aufwartet, war bereits bekannt. Dass die Kern(kompetenz)baureihe von Mercedes sich auch noch fantastisch fährt, wissen wir erst jetzt. Hier unsere ersten Impressionen.

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Vier-Augen-Gesicht, ganz neu interpretiert: Eckig statt rund, und das trifft auch insgesamt auf die Formensprache der neuen E-Klasse zu. Ebenso stimmig ist der Neue übrigens im Kapitel Fahrdynamik.

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Grafik: DER STANDARD

Die kantige Art luxuriösen Reisens umfängt den Passagier auch innen. Nicht zu sehen sind da natürlich die vielen elektronischen Helferleins.

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Die E-Klasse wird zügig zur Modellfamilie ausgebaut: Der Limousine folgt im Mai das Coupé, der Kombi (T-Modell) kommt dann im Herbst.

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Das Exempel lautete: adaptiver Fernlicht-Assistent. Die Probe: Nachtfahrt. Seit selbiger lassen wir uns gern der Faulheit zeihen. Welch feine Innovation, die die schwäbischen Tüftler hier wieder ausgeheckt haben.

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Kommen uns nächtens also Autos entgegen: Der Assistent blendet sukzessive und automatisch runter. Fährt ein Auto in unserer Fahrtrichtung vor uns: detto, auf dass ihm nicht etwa ein Mercedes ins mobile Wohnzimmer heimleuchte. Umgekehrt reguliert das System die Leuchtdistanz stufenlos rauf bis zum Fernlicht. Finster war's, der E (be)schien helle. Funktioniert insgesamt bereits erstaunlich gut. Faulheit ergo: Der Fernlicht-Assistent nimmt einem das ständige Auf- und Abblenden ab. Das System ist Bestandteil des umfangreichen Lichtpakets, das in der Elegance-Ausstattung 1900 Euro Aufpreis kostet und in der Avantgarde-Linie bereits im Serienumfang enthalten ist. Prädikat: sinnvoll. Absolut.

Keine Chance für Penner

Was überhaupt für die gesamte E-Klasse gilt. Über die wichtigsten technischen Schmankerln der Kern(kompetenz)baureihe – etwa den Sekundeschlafwarner "Attention Assist", der Pennern am Volant keine Chance gibt – berichteten wir ja bereits im November 2008, darum hier lediglich der Hinweis, dass Mercedes unter anderem und wohl mit einiger Berechtigung für sich in Anspruch nimmt, das sicherste Fahrzeug dieser Klasse auf die Räder gestellt zu haben.

Ebenso wichtig in Zeiten hochnotpeinlicher Umwelt-Befragung: Verbrauch. Hier, dem österreichischen Motorengenie Leopold Mikulic sei Dank, meldet der Hersteller bis zu 23 Prozent weniger Durst als beim Vorgänger. Die neuen Doppelturbo-Vierzylinder-Diesel (E 220 CDI, 250 CDI Blue Efficiency) begnügen sich Normtest-zyklisch mit je 5,3 l/100 km, das nennt man verantwortungsvollen Umgang mit aus Wüstensand gepumpten explosiv verbrennbaren Flüssigkeiten. Wem das nicht genügt: 2010, spätestens 2011, kommt die erste Diesel-Hybrid-E-Klasse.

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Im Testbetrieb fiel uns der E 250 CDI (204 PS, 500 Nm) nicht nur durch harmonische Leistungsentfaltung auf, sondern auch dadurch, dass er, obwohl Diesel, akustisch kaum in Erscheinung trat. Einen hervorragenden Eindruck hinterließ ferner der Benzindirekteinspritzer 250 CGI (204 PS), auch er ein Reihen-Vierzylinder, auch er konstruiert nach Prinzip Downsizing, turbogeladen und Power wie ein V6, nur erheblich sparsamer.

Fliegen ist nicht schöner

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Fahrwerk? Beeindruckend, wie souverän, satt und entspannt diese 4,87-Meter-Business-Limo abrollt, keine Spur jener sportlichen Hektik, die etwa der 5er-BMW mitunter verbreitet. Dies ist mit eine Folge des Umstands, dass die Karosserie dank intensiver Verwendung hochfester "Viagra-Stähle" 30 Prozent steifer ist als beim alten Modell. Da passen auch die komfortablen Hightech-Sitze dazu, die Lust machen, die nächste Fernreise statt mit dem Flieger mit der neuen E-Klasse zu unternehmen.

Vielleicht nach Mittelost, Abu Dhabi, zu den neuen Großaktionären. Schließlich heißt die S-Klasse künftig Salam-Klasse, die M- bald Mekka-, die E- demnächst Emir-Klasse, und die erste Tankfüllung muss stets eine mit OMV-Sprit sein, weil die Abus ja auch 19,2 Prozent an den Mineralöl-Ösis halten. Hoppla, Sekundenschlaf, mit offenen Augen; schalten wir die schemenhafte nächtliche Vision (Infrarot-Bild des Nachtsicht-Assistenten) besser gleich wieder aus.

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E-Klasse-Fakt ist jedenfalls: viel Licht. Ein heller Stern in der Krise. Sie ist genau jenes exzellente Automobil geworden, das man von Mercedes erwarten durfte; immerhin verkauften die Stuttgarter seit 1947 über zwölf Millionen Autos in dieser Klasse. Und so mag das E für vieles stehen, vor allem aber für: Endlichgehtswiederbergauf. (Anderas Stockinger/DER STANDARD/Automobil/27.3.2009)