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Das Wort "Boudoir" ruft heute noch bei den meisten Frauen die Vorstellung eines kleinen, nur ihnen gehörenden Reichs hervor. Dieser Bereich zwischen Schlafzimmer und öffentlichen Räumen eines Hauses gehörte zur Salonkultur des 18./19. Jahrhunderts und war ein "Zwischenreich", in dem die Dame des Hauses ihre Fantasie entfalten konnte, wo sie private Gespräche führte, im kleinen Kreis Spiele spielte oder Briefe schrieb ... und das selbst der Ehemann nur mit ihrer Erlaubnis betreten durfte.

Nach wörtlicher Übersetzung (franz. "bouder" = sich zurückziehen, schmollen) ist der Salon der Dame ein "Schmollstübchen", in das sie sich, so oft sie allein zu sein wünschte, zurückziehen konnte. Es war das "Allerheiligste" der Hausfrau, mit allem geschmückt, was die Einsamkeit ihr zur angenehmsten Erholung machen konnte.

Zur Einrichtung eines Boudoirs zählten neben dem Toilettetisch mit der umfangreichen Toilettegarnitur aus Silber und/oder Porzellan auch die Psyche (ein hoher Drehspiegel), das Récamier (Ruhebett), ein "Vis-a-vis" (Zweisitzer-Möbel) und eine so genannte Spanische Wand oder Paravent.

Bekleidung im Allerheiligsten

Auch die Kleidung, die frau im Boudoir trug, wurde vom Charakter dieses "Zwischenreiches" bestimmt: das Negligé, das über Mieder oder Korsett getragen die Dame ganz einhüllte und trotzdem wenig verbarg! Dieses "Hauskleid" war nicht so intim wie das Nachtgewand aber dennoch ein Kleidungsstück, in dem frau sich nicht in der Öffentlichkeit zeigte: ein bequemes Gewand, das trotzdem elegant und geeignet war, einen ausgewählten Kreis von Gästen zu empfangen. So bekleidet ließ sich die Dame des Hauses frisieren, betrieb Schönheitspflege, hüllte sich in kostbare Parfums - aber empfing auch die Schneiderin oder die Putzmacherin und BesucherInnen.

Seine amouröse Bedeutung erhielt das Boudoir übrigens im späten 18. Jahrhundert, als vornehme Männer in Frankreich und Italien ihren Mätressen eigene, mit größtem Luxus ausgestattete "hostels", im Sommer oft eine "petite maison" schenkten, in denen das mit allen Raffinessen ausgestattete Boudoir mit angrenzendem Luxusbad den Mittelpunkt bildete.

"Das Boudoir und seine Geheimnisse" ist im Rahmen der Dauerausstellung "Für Herz & Krone" im Erzherzog Franz Ferdinand-Museum zu sehen.

Temin und Ort

1. April bis 1. November 2009
täglich 9:00 - 17:30 Uhr
Schloss Artstetten
Schlossplatz 1
3661 Artstetten-Pöbring
www.schloss-artstetten.at