Wien - Die Industriellenvereinigung (IV) rechnet heuer mit einer massiven Rezession der österreichischen Wirtschaft mit einem BIP-Rückgang von 3 bis 4 Prozent. "Ich habe so einen Einbruch in meiner 40-jährigen Karriere noch nicht mitgemacht", erklärte IV-Präsident Veit Sorger zum "WirtschaftsBlatt". IV-Generalsekretär Markus Beyrer sagte zu den "Oberösterreichischen Nachrichten" (OÖN), dass im Schnitt die Aufträge um 10 Prozent zurückgegangen seien, es gebe aber Bereich mit einem Rückgang von 60 und 70 Prozent. Am Freitag werden die Wirtschaftsforschungsinstitute Wifo und IHS ihre neuen Konjunkturprognosen veröffentlichen.

Sorger beharrt trotz der Absage für eine Staatshaftung für die Industrie auf Schritten gegen den Liquiditätsengpass. Deshalb wolle man auch mit der Regierung weiterverhandeln. Um die Wirtschaftskrise zu bewältigen, setzt Sorger unter anderem auf eine Verwaltungsreform. "Es kann nicht sein, dass die Industrie Kapazitäten streicht, Lohnverzicht übt und in Kurzarbeit geht und der geschützte Bereich der Beamten unbeirrt seinen bisherigen Strukturen nachgeht", erklärte er.

Zwei Wege gegen die Krise

Für Sorger gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten, um gegen die Krise vorzugehen: Einerseits nach dem US-Modell jeden Euro in den Kampf gegen die Krise zu pumpen oder vorsichtig und gezielt vorzugehen. In Europa gebe es andere Strukturen als in den USA. "Bis das greift, dauert es. Deshalb brauchen wir andere Mechanismen", so Sorger.

Beyrer sieht den Ruf nach staatlichen Garantien nicht als Sündenfall: "Wir sind in einer Ausnahmesituation. Es geht jetzt darum, dass auch Leitbetriebe vor massiven Liquiditätsproblemen stehen." Probleme gebe es aber vor allem bei großen Summen und langen Laufzeiten. Allerdings erwarte er, dass die Schwierigkeiten erst kommen.

Mit 500.000 Arbeitslosen rechnet Beyrer im Winter 2009/2010. Er appelliert an die Gewerkschaften, etwa die nächste Lohnrunde zu verschieben. Der IV-Bundesvorstand habe eine Maßnahmenpaket beschlossen, dass ein Weckruf für die Regierung sein werde. Derzeit gehe es der Nahrungsmittel-, Pharma- und Chemieindustrie relativ gut. (APA)