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Apriori ist man nicht verleitet, zwischen dem botanischen Thema der Olivenzucht und dem historisch versierten politischen Analytiker, Journalisten und Kommentator Hugo Portisch einen direkten Konnex herzustellen. Obgleich Portischs Beziehung zur Biologie als "staatlich anerkannter" wie auch passionierter Schwammerlsucher, zur persönlichen Kontemplation, hinlänglich bekannt ist.

Die eher zufällige Genese vom Kauf eines Bauernhauses in der Toskana, dessen Renovierung, der anschließenden Revitalisierung und Bewirtschaftung des umliegenden Landes, vor allem des Olivenhaines beschreiben, in kurzen Kapiteln, abwechselnd Hugo Portisch und seine normalerweise unter dem Pseudonym Traudi Reich als Kinderbuchautorin tätige Ehefrau. Deren toskanisches Refugium entstand nicht aus prinzipieller Überlegung, den bewussten Rückzug ins Private zu unternehmen, sondern ergab sich eher beiläufig, auf Grund der Faszination der Landschaft und Kultur Oberitaliens.

Skurrile Episoden des Alltags vermitteln die beiden Erzähler, teils anekdotisch, teils eklektisch, teils lapidar. Im Mittelpunkt stehen die ländlichen ProtagonistInnen, deren Gedanken- und Arbeitswelt, damit verbunden deren subtile Langsamkeit, die subjektiv mit unserer modernen Informationsgesellschaft so wenig korreliert. Die einzelnen Sequenzen divergieren in Stil, Ton und Qualität. Hervorzuheben sind die Miniaturen, die, in der Tradition toskanischer Erzähler, entfernt an Malerba, Calvino, Ermanno Cavazzonis "Lebensläufe der Idioten" oder Manganellis "Romane in Pillenform" erinnern.

Es wäre aber nicht der politische Mensch, der scharfzüngige, eloquente Analytiker Hugo Portisch, wenn nicht sogar die belletristische Schilderung im Endeffekt zu einem politischen Pamphlet gereichen würde. Die Schilderungen der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Zustände in seinem Gastland gemahnen, wenngleich nur subkutan, zur sorgsamen Ökologie, gegen den Raubbau an der Natur, gegen gedankenlose, grenzüberschreitende Ausbeutung. Die versöhnliche Conclusio mündet aber poetisch-philosophisch im toskanischen Sprichwort "Die Wunder wachsen, ohne dass man sie säen muss." (Gregor Auenhammer/Der Standard, Printausgabe 26.03.2009)