Ein Lagermitarbeiter bringt den RFID-Chip auf einem Reifen an, darauf sind zum Beispiel Reifentyp, Felge, Charge und Produktionsdatum gespeichert.

Foto: Logwin

RFID, eine elektronische Identifikationsplankette, ist aus der Logistikkette nicht mehr wegzudenken. Damit lässt sich etwa die Lagerhaltung effizienter gestalten. Eine EU-Initiative soll Datenschutzbedenken entkräften.

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"Es ist die innovativste Technologie der letzten Jahre, die für alle Beteiligten große Vorteile bringt und sich dennoch abseits der Logistik nicht durchsetzt" , resümierte IBM-Forscher Moshe Rappaport auf einer IT-Konferenz vergangene Woche in Wien. Die Rede war von Radio Frequency Identification, kurz RFID, einer Technologie, mittels deren Daten zur Identifikation von Gegenständen, Tieren oder auch Menschen über Funk übertragen werden können. Sie besteht in der einfachsten Form aus einem kleinen Mikrochip und einer Antenne aus dünnem Kupferdraht.

Im Handel und in der Logistik kommen RFIDs zum Einsatz, die keine Batterie enthalten und nur mit entsprechenden Lesegeräten auf eine Entfernung bis zu zehn Metern ausgelesen werden können. Neben der Produktnummer hat jeder Chip auch einen sogenannten Electronic-Product-Code gespeichert, der Artikel eindeutig identifiziert. Dies bringt für Hersteller oder Händler den Vorteil, stets zu wissen, wo sich Waren beim Transport oder im Lager gerade befinden.

Im Logwin-Reifenlogistikzentrum in Traiskirchen bei Wien etwa werden RFID-Tags zur Identifizierung von Kompletträdern eingesetzt. "Damit vereinfachen wir das Handling, sparen Zeit und können Warenbewegungen noch zuverlässiger abbilden" , erklärt Michael Peschek von Logwin. Jeder Reifen hat eine eigene Kennnummer, die an verschiedenen Punkten der Logistikkette automatisch erfasst wird. Jeder Nummer ist eine Vielzahl von Informationen zugeordnet: Reifentyp, Felge, Charge, Produktionsdatum.

Die ÖBB-Tochter Rail Cargo Austria setzt bei größeren logistischen Herausforderungen, etwa bei dem Containerzug von und nach China, auf RFID. Während der 11.000 Kilometer langen Reise, wissen die Kunden jederzeit, wo sich ihre Ware gerade befindet.

Heimisches Know-how hat daran einen gewissen Anteil: Die Vorarlberger Identec Solutions AG etwa entwickelt seit 1999 aktive RFID-Systeme und ist laut eigenen Angaben weltweiter Marktführer auf diesem Gebiet. Die Lösungen sollen in Transport und Logistik, im Gesundheitswesen oder in der Halbleiterindustrie für wirtschaftlichere Prozesse sorgen.

Informationspflicht gefordert

RFID scheint für alle Beteiligten Vorteile zu bringen, doch wo bleibt der Durchbruch? "Mit RFID ist es möglich" , erklärt Moshe Rappaport, "anstelle eines Garantiescheins aus Papier Informationen direkt auf den Chip zu speichern." Dennoch haben Kunden Bedenken: Ein neugieriger Mensch könnte etwa "im Vorbeigehen" erfahren, welche Waren in der Einkaufstasche verborgen sind.
Datenschützer fordern daher eine Informationspflicht ein: Konsumenten müssten wissen, wo sich der RFID-Transponder genau befinde, welche Daten abgespeichert seien und wie man ihn entfernen könne. Diese Bedenken haben nun auch die EU auf den Plan gerufen.

Anfang März startete die Initiative "RFID in Europe" . EU-Kommissarin Viviane Reding sieht in den vielen RFID-Anwendungen Chancen für wirtschaftliches Wachstum wie auch für die Abdeckung sozialer Bedürfnisse. RFID schaffe die Basis für ein besseres und sichereres Gesundheitswesen, erheblich verbessertes Supply-Chain-Management oder kostengünstiges Umweltmonitoring. (Gregor Kucera, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26.03.2009)