München - Die deutsche Wirtschaft ist in Krisenstimmung. Der ifo-Geschäftsklimaindex fiel im März von 82,6 auf 82,1 Punkte, wie das Münchner Wirtschaftsforschungsinstitut am Mittwoch mitteilte. Damit ist der wichtige Indikator für die Entwicklung der deutschen Wirtschaft auf dem niedrigsten Stand seit der zweiten Ölkrise 1982. Die befragten Unternehmen beurteilten ihre aktuelle Geschäftslage erneut schlechter.

Zwar sahen sie die Entwicklung für die kommenden sechs Monate weniger pessimistisch, "mit einer merklichen Verbesserung der Geschäftssituation rechnen die Unternehmen aber nicht", sagte ifo-Chef Hans-Werner Sinn. "Nach Ansicht der befragten Unternehmen ist die konjunkturelle Talsohle noch nicht erreicht." Die Industrieunternehmen wollten vermehrt Stellen abbauen und Exportunternehmen seien in Bezug auf ihr Auslandsgeschäft pessimistischer als im Februar.

Die aktuelle Lage beurteilten die 7.000 befragten Firmen so schlecht wie seit 26 Jahren nicht mehr. Der entsprechende Teilindex fiel von 84,3 auf 82,7 Punkte. Zugleich sehen die Unternehmen die kommenden Monate nicht mehr ganz so düster. "Zumindest rechnen die Firmen damit, dass es nicht mehr so deutlich abwärts geht", sagte ifo-Experte Klaus Abberger. Der Teilindex zu den Erwartungen stieg von 80,9 auf 81,6 Punkte. "Für Hoffnung oder Optimismus ist es noch zu früh", meinte Abberger. "Es deutet sich aber eine gewisse Stabilisierung an."

Gerade für die Exportunternehmen bleibe die Lage aber schwierig. Denn besonders in den für Deutschland wichtigen europäischen Märkten und in den USA sei keine positive Entwicklung in Sicht. "Die Auftragsbestände entwickeln sich nach wie vor negativ", sagte der ifo-Experte.

Händler pessimistisch

Bei den Groß- und Einzelhändlern mache sich indes die Sorge wegen der steigenden Arbeitslosigkeit breit. Die Händler bewerteten sowohl die aktuelle Lage als auch ihre Aussichten schlechter. Angesichts der schlechteren Lage auf dem Arbeitsmarkt erwarteten sie kein Anspringen des privaten Konsums, sagte Abberger.

Das Baugewerbe dagegen könne vom Konjunkturpaket profitieren. Dort sahen die Unternehmen ihre derzeitige Situation und die kommende Entwicklung positiver.

Noch im Jänner war der ifo-Index überraschend gestiegen, im vergangenen Monat aber wieder gefallen. Der erneute Rückgang im März fiel deutlicher aus als von vielen Analysten erwartet. Angesichts der aktuellen Situation werde die Wirtschaftsleistung in Deutschland im laufenden Jahr zwischen 4 und 5 Prozent schrumpfen, bekräftigte Abberger die aktuellste Prognose des ifo-Instituts.

Der aktuelle ifo-Index signalisiere zwar noch kein Ende der Rezession, der freie Fall des Geschäftsklimaindex scheine aber auszulaufen, erklärte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. "Das stützt unsere Prognose, dass die deutsche Wirtschaft nach einem miserablen ersten Quartal im zweiten Quartal zumindest weniger stark schrumpfen wird."

Sowohl Abberger als auch Krämer rechnen damit, dass die Europäische Zentralbank kommende Woche den Leitzins auf 1,0 Prozent senken wird. (APA/AP)