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Vor dem Griff zur Pille sollte bei Männern mit Potenzproblemen der Ursache auf den Grund gegangen werden

Foto: APA/EPA/AFP/Patrick Hertzog

Wiesbaden/Wien - Wenn bei älteren Männern die Fähigkeit zur Erektion nachlässt, könne dies als erstes Anzeichen für Schäden und Beläge in den Blutgefäßen im gesamten Körper sein, kommen Experten der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) zum Schluss. Die Betroffenen sollten sich deshalb von einem Spezialisten untersuchen lassen, empfehlen die Mediziner. Über Erektionsprobleme als Vorbote von Atherosklerose und koronarer Herzkrankheit (KHK) diskutieren Experten auf dem 115. Internistenkongress, der vom 18. bis 21. April 2009 in Wiesbaden stattfindet.

Ursache abklären

"Bei einer erektilen Dysfunktion muss dringend geklärt werden, woher sie stammt", meint der Linzer Sexualmediziner Georg Pfau. Man wisse, dass eine solche Dysfunktion verschiedene Ursachen haben kann. Eine leichtfertige Verordnung von Medikamenten ohne Abklärung hält der Mediziner für falsch. "Man muss dem Betroffenen eine kausale Therapie anbieten, daher ist es wesentlich zu klären, woher die Störung kommt", so Pfau. "Obwohl beim überwiegenden Teil der Betroffenen psychosomatische Ursachen der Grund für Erektile Dysfunktion sind, ist es erforderlich eine Abklärung vorzunehmen", so der Mediziner abschließend.

Risiken: Rauchen, Diabetes, hoher Blutdruck

Erektionsstörungen und Herzkreislauferkrankungen haben viel gemeinsam: Sie nehmen im Alter zu und treten häufiger bei Rauchern, Diabetikern und Männern mit hohem Blutdruck oder hohen Cholesterinwerten auf. Zudem haben beide möglicherweise die gleiche Ursache. Sie liegt nach Einschätzung des Internisten Michael Böhm von der Universität Homburg/Saar in einer Funktionsstörung des Endothels. Dessen Zellen kleiden die Blutgefäße von innen aus. Das gilt für die Herzkranzgefäße, wo gefährliche Ablagerungen einen Herzinfarkt auslösen können ebenso wie für die so genannten Helixarterien, durch die das Blut in die Schwellkörper des Penis fließt. "Erektile Dysfunktion ist oft ein erstes Zeichen einer endothelialen Dysfunktion", so Böhm.

Herzschwäche

Nach einer von Böhm durchgeführten Studie haben vier von fünf Patienten mit zunehmender Herzschwäche über Potenzstörungen, deren Beginn bis zu sieben Jahre zurücklag, berichtet. "Erektile Dysfunktion ist eindeutig ein Risikomarker für Herz-Kreislauferkrankungen", so Böhm. Deshalb sollten betroffene Männer einen Kardiologen zu Rate ziehen. Oft könne der Experte für Herzkreislauferkrankungen die Patienten auch ohne Potenzpille von ihren Erektionsstörungen befreien. Substanzen mit starkem Gefäßschutz können hier nützlich sein.

ACE-Hemmer und Angiotensin-II-Rezeptorblocker sind erst vor kurzem in zwei größeren Studien an Patienten mit Bluthochdruck und Herzkreislauferkrankungen verglichen worden. Begleitend untersucht das Team um Böhm derzeit, ob sich bei den Teilnehmern auch die Erektile Dysfunktion gebessert hat. "Als nächster Schritt wäre zu prüfen, ob sich die Medikamente gezielt gegen Potenzstörungen einsetzen lassen", so Böhm abschließend. (pte)