Der Wiener Bürgermeister legt derzeit ein scharfes Tempo in Richtung Wahlkampf vor und räumt auf: in den eigenen Reihen, wo er mit dem Rücktritt Grete Laskas als Stadträtin sein heftigst kritisiertes Regierungsmitglied in die politische Pension verabschiedet hat; aber auch in der Stadt selbst, wo städtische Ordnungshüter den Wienern zeigen sollen, dass die rote Stadtregierung sich um ihre Anliegen kümmert. Und den Gratiskindergarten soll es ab Herbst sowieso geben.

Ob Michael Häupl diesen Drive bis zu den Wahlen durchhalten kann? Wohl kaum. Die Frage ist, ob er das muss. Der Stadtchef gibt derzeit die Themen vor, ein Jahr vor der Wahl wird aufgeräumt, so die bewährte Rathaus-Strategie. Da können Grüne, ÖVP und FPÖ noch so sehr monieren, dass Häupl nur das umsetze, was sie seit Jahren gefordert haben. Der Bürgermeister positioniert sich als Macher, der sich im Wahlkampf dann zurücknehmen und den Stadtvater geben kann. Um Sachthemen braucht er sich dann kaum mehr zu kümmern, sondern nur noch an sie zu erinnern.

Bloß darf davor nichts schiefgehen. Wenn die Umsetzung des Gratiskindergartens die hohen Erwartungen nicht erfüllt, werden das die Wähler nicht vergessen. Sollten die Streitschlichter im Gemeindebau nichts bringen, wird die FPÖ dort noch besser abschneiden, als sie es ohnehin wird. Häupl weiß jedenfalls, dass er diesmal ordentlich aufs Gas steigen muss. Denn einen Wahlkampf gegen den Bund kann er mit einem SPÖ-Bundeskanzler diesmal nicht führen. (Bettina Fernsebner-Kokert/DER STANDARD Printausgabe, 25. März 2009)