Bild nicht mehr verfügbar.

Grafik: APA

Stuttgart/Abu Dhabi - Das Emirat Abu Dhabi investiert nun - nach Kuwait als zweites Land aus dem arabischen Raum - massiv in den deutschen Automobilhersteller Daimler (Mercedes-Benz, Smart). Für knapp zwei Milliarden Euro sichert sich die Investmentgesellschaft Aabar 9,1 Prozent an Daimler. Den Kuwaitis gehören 6,9 Prozent, der Rest ist Streubesitz. Die Muttergesellschaft Aabars, Ipic (International Petroleum Investment Company), ist seit 1994 auch Aktionär bei der OMV sowie bei der gemeinsamen Petrochemie-Tochter Borealis.

Die beiden österreichischen Unternehmen zog Aabar-Chef Khadem Al Qubaisi am Montag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Daimler-Boss Dieter Zetsche auch als Beispiele heran, um die langfristige Ausrichtung der Scheichs in Sachen Investments zu unterstreichen. Es gebe "kein Zeitlimit" für das Engagement bei Daimler, es werde "so lange existieren, wie es Abu Dhabi gibt", so Al Qubaisi. Zetsche betonte, dass der Konzern dank der Kapitalspritze "mehr Flexibilität" erreicht habe. Die Scheichs haben sich in den vergangenen Monaten laut eigenem Bekunden mehrere Unternehmen angesehen und sich schließlich für einen Einstieg beim Stuttgarter Autohersteller entschieden.

Aabar zahlt pro Daimler-Aktie 20,27 Euro, was einem Abschlag von fünf Prozent zum Freitagsschlusskurs an der Börse in Frankfurt entspricht. Am Montag erhöhte sich der Aktienkurs zunächst um acht Prozent, fiel im Laufe des Tages aber wieder auf den Schlusskurs der Vorwoche zurück.

Al Qubaisi sagte, er vertraue der aktuellen Unternehmensführung bei Daimler. Einfluss auf die Unternehmensstrategie von Daimler will Ipic nicht nehmen. "Das Management macht einen hervorragenden Job, wir wollen von ihnen lernen und werden uns aus dem Tagesgeschäft heraushalten." Autos der Marke Mercedes seien "die besten der Welt".

Weiters erklärte er: "Die Autoindustrie beeindruckt mich sehr." Der Chef der Investmentgesellschaft sagte dem schwäbischen Autobauer außerdem Hilfe zu, falls er auf Einkaufstour gehen wolle. Zetsche wertete den Einstieg als "Zeichen der Stärke", mit dem man die Zukunft gestalten könne.

Daimler wurde zuletzt aufgrund des niedrigen Aktienkurses als potenzielle Zielscheibe feindlicher Übernahmeangriffe gesehen. Dass derartige Szenarien nun weniger wahrscheinlich erscheinen, bezeichnete Zetsche als "Nebeneffekt, aber nicht als Hauptgrund" für den Schritt. "Das Risiko einer unfreundlichen Attacke ist heute nicht höher als vor einem Jahr", fügte Zetsche hinzu.

Elektroauto aus Plastik 

Mit Abu Dhabi kann Zetsche nun eines seiner Lieblingsprojekte, das Elektroauto, vorantreiben. Es fährt zwar nicht mit Sprit auf Erdölbasis, aber für die Karosserie sind weniger Stahl- als vielmehr Kunststoffteile vonnöten - und daran ist die petrochemische Industrie des arabischen Raumes höchst interessiert.

Das offizielle Berlin hat das Engagement bereits begrüßt: "Die Bundesregierung sieht das als ein positives Signal. Mit der Investition werden auch die langfristigen Wachstumschancen und die Leistungsstärke der Branche in Deutschland anerkannt", sagte ein Regierungssprecher am Montag.

Der Einstieg Aabars bei Daimler folgt einer längeren Liste an Investments aus Golfstaaten: Scheich Mansour Bin Sayed Al Nahyan, ein Mitglied der Königsfamilie Abu Dhabis, erwarb etwa im Oktober 2008 um 5,7 Milliarden Dollar 16,3 Prozent an der britischen Barclays Bank. Auch das chinesische Pendant zu Ipic, Cic, will weiter auf Einkaufstour gehen. Wegen niedrigen Firmenbewertungen infolge der Wirtschaftskrise böten sich "zahlreiche Investitionsmöglichkeiten", sagte Cic-Chef Lou Jiwei der Zeitung Shanghai Securities News. (Reuters, szem, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24.03.2009)