Das jetzt auslaufende Winterhalbjahr ist schon das fünfte in Folge, in dem die Israelis über unterdurchschnittliche Regenfälle jammern. Das Wasserdefizit wird aus natürlichen Reservoirs - dem See Genezareth und zwei ausgedehnten Grundwasserleitern - abgedeckt, die aber schon längst überbeansprucht sind. Weil jeder Tropfen verwertet wird, existiert der Unterlauf des Jordan-Flusses nicht mehr, und das Tote Meer, das er speisen sollte, sinkt jedes Jahr um einen Meter. Das trotz des semi-ariden Klimas weithin grüne Israel könnte in diesem Sommer braun werden, weil die Behörden vielleicht die Bewässerung von Parks und Gärten verbieten müssen.

Wassersparkampagnen mit dem Angst-Slogan "Israel trocknet aus" haben immerhin bewirkt, dass die Haushalte um zehn Prozent weniger verbrauchen. Sehr spät hat Israel sich für die teure Meerwasser-Entsalzung entschieden: Die ersten beiden Anlagen wurden 2005 und 2007 in Betrieb genommen, vier weitere sind in Bau oder Planung.

In dem verschachtelten und explosiven Fünf-Länder-Eck, wo Israel, Libanon, Syrien, Jordanien und das Palästinensergebiet wie kommunizierende Röhren zusammenhängen, ist Wasser auch ein heikles Politikum. Von den drei Quellflüssen des Jordans liegt einer im Libanon, einer in Israel und einer im zu Syrien gehörenden, von Israel besetzten Golangebiet. Die Golanhöhen sind wasserstrategisch wichtig, weil dort gut 15 Prozent des letztlich von Israel verwendeten Wassers entspringen und man von dort den See Genezareth militärisch kontrolliert.

Von dem Regenwasser, das im Westjordanland niedergeht, sickert ein großer Teil unterirdisch westwärts Richtung Israel - die Palästinenser klagen, dass der Anteil, den sie nützen können, viel zu gering ist. (Ben Segenreich aus Tel Aviv/DER STANDARD, Printausgabe, 23.3.2009)