Bild nicht mehr verfügbar.

Vorstandschef Franz Pinkl tritt für die Abholung von einer Milliarde Euro vom Staat ein, der Genossenschaftsverband und Pinkl-kritische Volksbanken für eine Mischvariante.

Foto: APA/HERBERT PFARRHOFER

Wien - Der kommende Donnerstag wird für den Volksbankensektor zum Lostag. Der Aufsichtsrat des Spitzeninstituts Österreichische Volksbanken AG (ÖVAG; 58,2 Prozent gehören der Volksbanken Holding, also den 58 regionalen Volksbanken, die deutschen DZ-Bank-Gruppe hält rund ein Viertel, die Victoria-Gruppe zehn Prozent und die RZB sechs Prozent) tritt erneut zusammen, wieder geht es um die Frage Partizipationskapital (PS-Kapital) des Staates. Die ÖVAG erwartet für 2008 infolge des Kommunalkredit-Debakels hohe Verluste und braucht ein neues Geschäftsmodell.

Wie berichtet, haben sich die Diskussionen zum PS-Kapital zuletzt zu massiven Konfrontationen im Sektor entwickelt. Vorstandschef Franz Pinkl tritt für die Abholung von einer Milliarde Euro vom Staat ein, der Genossenschaftsverband und Pinkl-kritische Volksbanken für eine Mischvariante: Demnach sollten rund 300 Mio. Euro aus dem sektorinternen Haftungsfonds fließen, rund 200 Millionen aus dem sektorinternen Verkauf von Beteiligungen - nur der Rest, also rund 500 Mio. Euro, aus PS-Kapital.

Nach etlichen turbulenten Aufsichtsratssitzungen (in der jüngsten hat Pinkl die Vertrauensfrage gestellt und gewonnen) hatten zuletzt die Verteidiger der Mischvariante Oberwasser; nun dürfte sich das Blatt wieder gewendet haben.

Eine Milliarde vom Staat

Die Lösung, die Pinkl und seine Kollegen nun durch den Aufsichtsrat bringen wollen: eine Milliarde Euro vom Staat, erst danach die Beteiligungen verkaufen - und aus dem Erlös dann möglichst rasch das Staatskapital abschichten. Der Grund für die Eile: Die Republik hat sich ein Wandlungsrecht ausbedungen (kann das PS-Kapital also bei Nichtrückzahlung in eine Beteiligung wandeln); eine außerordentliche Hauptversammlung der ÖVAG-Aktionäre hat das am vorigen Freitag abgesegnet.

Eine Privatplatzierung von 30 Prozent des Kapitals dürfte nicht zustande kommen (auch die DZ-Bank ist angeblich nicht bereit, Geld für die Wiener Beteiligung locker zu machen), in dem Fall muss die Bank 9,3 Prozent Zinsen für das Staatsgeld zahlen. In der ÖVAG ist man zuversichtlicher als zuletzt, dass Pinkl die Kraftprobe gewinnt, "die Stimmung im Sektor hat sich verbessert", heißt es.(Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 23.3.200)