Ja, die Medienbranche! Sie kann sich über manches beklagen, sicher nicht über schwachen Zulauf. Der Salzburger Publizistik droht, wie der STANDARD berichtete, ein Ansturm. Im Herbst könnten 550 statt bisher 280 junge Menschen das Studium beginnen. Wenn sie es sich bis dahin nicht anders überlegen. Allein in Salzburg! Da wäre eine Studienberatung gefragt, aber eine, die sich an der Praxis orientiert, was zwangsläufig auf das Glatteis der Medienethik führt. Derzeit ist so etwas im Angebot, und zwar im Branchenblatt "Extradienst". Da ringt Herausgeber Christian Mucha unter dem Titel Jetzt schlägt 's dreizehn um angemessene Aufklärung. Unsere Medienbranche treibt sonderbare Blüten. Sich in diesem farbenprächtigen Garten zu bewegen, macht durchaus Spaß.

In Grenzen. Denn zwei Sätze weiter wandelt sich der farbenprächtige Garten in ein Gestrüpp des Medien-Dschungels mit Elefanten, die alles niedertrampeln, eitle Pfaue schlagen ihre Räder, und so mancher Egel saugt gierig sein Blut aus willfährigen Wirten. Und es wird noch dichter: Wer in den Urwald vordringt, der sollte auf der Hut sein. Und muss bei jedem Schritt sorgfältig darauf achten, dass er nicht auf eine Giftschlange oder einen Skorpion tritt. Auch Chamäleons wollen als solche erkannt und enttarnt werden. Keine erquickenden Berufsaussichten für jungen Idealisten.

Nach diesem Kurztrip durch zunehmend gefährliche Biotope darf der Reisende für sich entscheiden, unter welche der angeführten animalischen Kategorien er einen gewissen Johann Oberauer klassifizieren mag. Denn ein brisantes Dokument entlarvt, mit welchen Methoden der selbsternannte Medienzampano Johann Oberauer ("Der Österreichische Journalist") sein Geschäft betreibt - aber ob er das nun als Egel, Skorpion oder doch nur Chamäleon tut, lässt Mucha offen.

Ihm ergeht es nämlich so: Bei Oberauer muss ich stets an Imre Békessy denken, diesen österreichisch-ungarischen Schreiberling, der in der Zwischenkriegszeit wegen seiner Erpressungen vor Karl Kraus und der Justiz ins Ausland flüchten musste.

Nun ist Christian Mucha kein Karl Kraus, wurde aber dennoch bereits Opfer eines Anschlags von Oberauer, bei dem er stets an Békessy denkt. Der hat vor gut zwei Jahren geschrieben, dass sich die Österreichische Nationalbank mit der Schaltung von Anzeigen "das Schweigen von Mucha" sichern würde, eine Geschwätzigkeit, mit der er sich nicht nur selber keine Anzeigen sichern konnte, dafür aber eine Niederlage vor Gericht mit Auflage eines Widerrufs. Seither lauschte Mucha in diesem Urwald nur noch auf das Schmatzen des Egels, wenn er gierig sein Blut aus willfährigen Wirten saugt - eine etwas komplizierte Eigenblutspende, die, als es endlich dazu kommen sollte, nicht zuletzt an der mangelnden Willfährigkeit des Wirtes scheiterte.

Diesmal versuchte Oberauer es anders, an Geld zu kommen. Er mailte am 12. Februar 2009 Josef Gruber, dem Geschäftsführer und Chefredakteur der Zeitung "Tips" - laut Regioprint die meistgelesene in Oberösterreich -, die Einladung zu folgendem Geschäft: Lieber Herr Chefredakteur, lieber Josef, wir sind in einem Husarenritt gegen Rundschau & Co in der nächsten Sonderausgabe vom "OÖ Journalist". Würde mir erwarten, dass du mit einer Seite an meiner Seite mitreitest (2.750 Euro zzgl. Steuern). Entsprechende Aufmerksamkeit garantiere ich dir! Diese Ausgabe wird große Beachtung haben! Bitte um dringende Antwort! Könnte dich auch ins Hauptheft nehmen, wenn du Sorge im Special hast. Liebe Grüße Hans.

Oberauers Egelpech: Josef Gruber wollte sich an einem solchen Husarenritt gegen einen Mitbewerber auf dem oberösterreichischen Markt nicht beteiligen, noch weniger wollte er eine solche Aktion sponsern. Er stellte das Mail vielmehr Christian Mucha als Waffe im Dschungelkampf zur Verfügung, die dieser auch ohne Rücksicht auf die Fauna einsetzte: Ein Vorgehen, das mit Journalismus und der Ethik unseres Berufes nicht im Geringsten vereinbar ist. Im Klartext: eine Sauerei. Und auch noch vergeblich: Der Husarenritt fand (mangels zahlender Mitreiter?) hernach nicht statt.

Und so wird ewig im Dunkeln bleiben, was Oberauer gegen Rundschau & Co so gern ans Licht der Öffentlichkeit gezerrt hätte, diese aber nur deshalb nicht erfahren wird, weil keiner zahlen wollte. Wo solche Zahlungsmoral einreißt, steht die Meinungsfreiheit auf dem Spiel. Höchste Zeit, dass "Der österreichische Journalist" der Öffentlichkeit einen Extradienst leistet und aufräumt. (Günter Traxler/DER STANDARD, Printausgabe, 21./22.3.2009)