Köln/Hamburg - Nach knapp einem Jahr intensiver Forschung ist deutschen Wissenschaftern ein wegweisender Durchbruch im Anti-Doping-Kampf gelungen. GW1516 - ein Gendopingmittel, das erst seit diesem Jahr auf der "schwarzen" Liste der verbotenen Substanzen steht, konnte erstmals massenspektrometrisch nachgewiesen werden. "Der Test ist praxisreif. Mit Sicherheit können wir Gendoping-Kontrollen bei den Olympischen Spielen 2012 in London vornehmen - wahrscheinlich aber deutlich früher", sagte Professor Mario Thevis am Freitag.

Der Forscher hatte mit seinem Kollegen Prof. Wilhelm Schänzer das Verfahren im Zentrum für Präventive Dopingforschung der Deutschen Sporthochschule Köln entwickelt, mit finanzieller Unterstützung des deutschen Bundesministeriums des Inneren (BMI). Bisher gab es keinen praxisreifen Test für Gendoping, das von vielen als eine künftige Geißel im Hochleistungssport angesehen wird. Allerdings wurde bisher angenommen, das ein sicheres Verfahren, das auch die Zustimmung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) findet, noch in weiter Ferne liegt.

Größte Zuversicht

"Der Nachweis ist absolut wasserdicht, das Verfahren solide", versicherte Thevis. "Damit haben wir eine weitere verbotene Substanz, die wir erfolgreich nachweisen können." Der Test und die Analyse an sich seien sogar einfacher als bei Verfahren, wo man zwischen körpereigenen und körperfremden Substanzen mit hundertprozentiger Sicherheit unterscheiden muss, zum Beispiel bei körpereigenen und künstlichen Hormonen. "Wir haben es hier mit einer körperfremden Substanz zu tun, damit ist der Test eindeutiger", erklärte der Kölner Forscher.

Thevis bezog sich auf die Substanz GW1516, die in fortgeschrittenen klinischen Testphasen zur Behandlung von Fettleibigkeit und metabolischem Syndrom entwickelt wurde. GW1516 führt aber auch zur vermehrten Bildung der sogenannten Ausdauermuskulatur sowie von Enzymen für die Energiegewinnung aus Fetten, heißt es in einer Pressemitteilung des Kölner Instituts. Im Sport könnte diese Substanz zur Steigerung der Ausdauerleistungsfähigkeit missbraucht werden. Der Nachweis von Gendopingsubstanzen sei "heute schon mit den in den Dopinglaboratorien verfügbaren Methoden möglich". (APA/dpa)