Brüssel - Die EU-Kommission will Mitarbeiter ihrer Landwirtschaftsabteilung von 2010 an zur Fortbildung auf den Bauernhof schicken. Dadurch sollten die Bürokraten "ein besseres Verständnis der praktischen Herausforderungen" in der Landwirtschaft gewinnen, heißt es in dem Papier, das die Kommission am Mittwoch veröffentlichen will. Das "Ernte-Erfahrung" bezeichnete Programm gehört zu einer Reihe von Vorschlägen, mit denen die Brüsseler Behörde ihre Agrarpolitik zu vereinfachen und den Verwaltungsaufwand für die Bauern zu senken sucht.

Das bessere Verständnis der alltäglichen Probleme auf dem Land solle zu politischen Strategien führen, die die Situation der Bauern "noch besser" berücksichtigten als bisher, fährt der Vorschlag fort. Europas Bauern kritisieren die EU-Agrarpolitik regelmäßig als zu kompliziert, so dass sie zeitweilig mehr Zeit mit dem Ausfüllen von Formularen als auf den Feldern verbrächten. "Die allgemeine Wahrnehmung ist, dass Brüssel ein bisschen wie unter einer Käseglocke lebt", sagte Pekka Pesonen, Generalsekretär des europäischen Bauernverbandes Copa-Cogeca.

Dem will Landwirtschaftskommissarin Mariann Fischer Boel auch dadurch begegnen, dass sich ihre Abteilung eine bürgernähere Sprache angewöhnt, so dass "gewöhnliche Nutzer" wie Landwirte ihre Gesetze besser verstünden. Dem könnten zum Beispiel Kurse in Schreibtechniken dienen, heißt es in dem Kommissionspapier. Die Einzelheiten solcher Kurse wie auch der Landaufenthalte müssen aber noch ausgearbeitet werden. "Es bleibt abzuwarten, ob sie nicht als Gratisferien für Eurokraten verstanden werden", sagte Bauernverbands-Generalsekretär Pesonen. (APA)