Wien - Österreichs Papierindustrie steht vor schwierigen Kollektivvertragsverhandlungen. Am 24. März übergibt die Gewerkschaft den Arbeitgebern ihr Forderungspaket. Bei ihren Wünschen geht die Arbeitnehmervertretung von einer durchschnittlichen Inflation für die vergangenen 12 Monate von rund 3 Prozent aus. Erst kürzlich haben die Papierverarbeiter rückwirkend per 2. März mindestens 3,35 Prozent erhalten.

Für den Präsidenten der Austropapier, Wolfgang Pfarl, kommt eine Erhöhung in diesem Ausmaß nicht in Frage. Die Situation ändere sich laufend zum Schlechteren. Kritisch werde es für einzelnen Standorte. Betroffen seien vor allem der grafische Bereich, aber auch in der Verpackung gehen die Aufträge zurück. Derzeit halten die Preise noch, so Pfarl. Wenn aber dann als Folge sinkender Kapazitäten auch die Preise wegbrechen, werde es problematisch. Die Kapazitäten seien teilweise jetzt schon auf zwei Drittel geschrumpft.

Das neue Kurzarbeitsmodell geht Pfarl nicht weit genug. Es sei für die Unternehmen zu teuer, da die Entgeltfortzahlungen von 90 Prozent bleiben müssen. Dies sei bei einer Auslastung von 60 Prozent nicht möglich.

Gespräche mit der Arbeitnehmervertretung über ein eigenes Modell für die Papierindustrie sind bis jetzt gescheitert, hieß es seitens der Gewerkschaft. Dort vertritt man die Meinung, dass das neue Kurzarbeitsmodell, das eine Ausweitung auf 18 Monate und eine maximale Behaltefrist von 4 Monaten vorsieht, ausreiche. Derzeit wird in der Papierbranche nur bei Norske Skog in Bruck/Mur kurzgearbeitet. In anderen Unternehmen werden derzeit Urlaube und Über- bzw. Mehrstunden abgebaut.

Für die Zukunft ist die Branche nach wie vor pessimistisch. "Wir wissen nicht, wie es weiter geht," so Pfarl. Kein Mensch wisse, wie die Situation im Sommer sein werde. Die Aufträge brechen in ganz Europa weg.

Bei den bevorstehenden KV-Verhandlungen will die Gewerkschaft eine Reallohnerhöhung verlangen. Voraussichtlich werde es auch um ein eigenes Flexibilisierungsmodell für die Branche gehen. Im Vorjahr einigten sich die Sozialpartner für rund 9.000 Beschäftigte der Papierindustrie auf eine Erhöhung der kollektivvertraglichen Löhne und Gehälter um 3,3 Prozent. (APA)