Sigrid Maurer war für die ÖH Uni Innsbruck Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, jetzt tritt sie als Spitzenkandidatin der GRAS an. Die "fortschreitende Bildungsökonomisierung" zu thematisieren, ist eines ihrer großen Anliegen.

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Sigrid Maurer, Poltikwissenschaftsstudentin aus Innsbruck, wird bei den ÖH-Wahlen im Mai als Spitzenkandidatin der GRAS (Grüne & Alternative StudentInnen) antreten. Ziel der GRAS ist es, wie schon 2005 wieder österreichweit stimmenstärkste Fraktion zu werden und die Bundesvertretung zu übernehmen.

Inhaltlich setzt die GRAS diesen Wahlkampf sowohl auf ihre Kernthemen, wie die Gleichberechtigung von Frauen auf allen Ebenen und den freien Hochschulzugang für alle, andererseits aber auch auf die aktuelle Problematik rund um E-Voting.

E-Voting "demokratiepolitische Katastrophe"

Die Stimmabgabe über das Internet sieht Maurer als "demokratiepolitische Katastrophe". Es sei einerseits das Wahlgeheimnis nicht gewährleistet, andererseits der Datenschutz gefährdet. Die Stimmabgabe könne unter Zwang erfolgen, Manipulation, Datenverlust und Systemausfälle - wie man schon beim ersten Testlauf gesehen habe - nicht auszuschließen. Ob es deshalb eine Anfechtung des Wahlergebnisses geben werde, ließ die GRAS aber offen.

Die prekäre Situation für die "Generation Praktikum" will Maurer entschärfen. Sie fordert ein Mindesteinkommen von 800 Euro und sozial- und arbeitsrechtliche Mindeststandards für jedes Praktikum. Außerdem soll solch ein Arbeitsverhältnis maximal fünf Monate dauern dürfen. "Praktika sind für Studierende unumgänglich geworden. Derzeit gibt es aber viele die, um sich überhaupt ein unentgeltliches Praktikum leisten können, davor jobben müssen", sagt Maurer.

Akademiker-Quote heben

Geldnot gebe es auch an den Universitäten selbst. Deshalb fordert die GRAS eine sofortige Erhöhung der Hochschulausgaben um 400 Millionen jährlich. Ein Ziel müsse es auch sein, die AkademikerInnen-Quote zumindest auf OECD-Durchschnitt zu heben: "Derzeit liegen wir bei 18 Prozent, der Schnitt liegt bei 27 Prozent. Uns fehlen ungefähr 100.000 Studierende."

Diese dürften, so Spitzenkandidatin Maurer, aber eben nicht durch Zugangsbeschränkungen davon abgehalten werden, wie sie immer wieder im Diskurs herumgeistern. "Der Zugang zu Master und Doktorratstudien darf nicht nur den sogenannten besten Köpfen vorbehalten bleiben."

Feministische Theorie in allen Studienplänen

Der Kampf für Gleichberechtigung ist auch dieses Jahr ein großes Anliegen der GRAS. Sie will einen Frauenanteil von 50 Prozent auf allen Ebenen und in allen Entscheidungsorganen der Hochschulen. "Die Quote ist ein unliebsames Instrument, aber solange die Rahmenbedingungen sich nicht ändern, muss man damit vorlieb nehmen", so Maurer. Um hier ein Umdenken zu erreichen will die GRAS feministische Theorie als Querschnittsmaterie in allen Studienplänen verankern.

Dass die ÖH auf lange Sicht gesehen in der politischen Bedeutungslosigkeit versinken wird, glaubt man bei der GRAS nicht. "Man muss nur laut und kritisch genug sein, dann kann man etwas erreichen", meint Maurer. Die ÖH-Vertretung im letzten Jahr sei allerdings unsichtbar gewesen. (edt/derStandard.at, 20.03.2009)