Wien - Wenn der ÖBB-Personenverkehr seine ab Juli geplante Tariferhöhung gegen den Widerstand von Arbeiterkammer, Grünen und BZÖ durchbringen will, muss er sich beeilen. Denn Preiserhöhungen der Staatsbahn müssen zwei Monate vor Inkrafttreten vom Verkehrsministerium bewilligt werden. Ziel ist laut hohen ÖBB-Funktionären eine Anhebung um mindestens drei, noch besser um 4,5 Prozent (der Standard berichtete exklusiv). Beantragt werden aus taktischen Gründen fünf bis sechs Prozent, gebraucht würden eigentlich acht bis zehn, denn hohe Investitionen für neues Wagenmaterial (Talent, Railjet) verursachen hohe Abschreibungen. Steigt die Arbeitslosigkeit, ist mit sinkenden Fahrgastzahlen zu rechnen.

Um Umsätze hereinzubringen, bemüht sich die ÖBB um neue Verkehre. Gewinnen will man den Fernverkehr von München über den Brenner nach Mailand. Diese Strecke war bisher fest in der Hand der italienischen Staatsbahn Trenitalia. Angestrebt wird, das bestätigen hohe ÖBB-Funktionäre, ein Joint-venture mit der Deutschen Bahn (DB). Gemeinsam mit DB-Fernverkehr will man die Nord-Süd-Magistrale bewirtschaften, DB wäre für den Zubringerverkehr in Bayern zuständig. Der ÖBB-Personenverkehr würde in die Gesellschaft vier Railjet-Zugpaare einbringen. Start ist der Fahrplanwechsel im Dezember 2009. (ung, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20.3.2009)